Süddeutsche Zeitung

Stilkritik:Kopfbedeckungen

In der Garde der britischen Königin war zum ersten Mal ein indischstämmiger Soldat mit Turban statt Bärenfellmütze zu sehen. Eine sehr gute Entscheidung.

Von Martin Zips

Kronen, meinte der alte Fritz, Kronen sind auch nichts anderes als Hüte, in die es hineinregnet. Wie glücklich sich also die Mitglieder des ersten Bataillons der Coldstream Guards schätzen dürfen, die auch heuer wieder auf der jährlichen Geburtstagsparade der britischen Königin marschierten. Kein Tröpfchen drang durch ihre wohlgefetteten Bärenfellmützen (auch nicht nach außen). Und erstmals war es einem Sikh erlaubt, Turban zu tragen. Herr Charanpreet Singh Lall aus Indien erklärte, er hoffe, dass sein Auftreten mehr Menschen unterschiedlicher Kulturen dazu ermutige, der Armee beizutreten. Das klingt nur ein bisschen nach Nachwuchsmangel und ist vor allem ein Zeichen britischer Toleranz. Mehr frische Luft war noch nie im Buckingham Palast. Ist das das Ende aller alten Hüte? Die Queen übrigens trug während der Parade zu ihrem 92. auch nicht Krone, sondern etwas herrlich Buntes, Luftiges. Ganz anders Catherine, die sich so eine Art Pizzakarton aus Papierblumen aufgesetzt hatte. Die Krone jedenfalls, so hat Elizabeth II. mal gesagt, "bricht dir das Genick". So gesehen ist sie ganz Bärenfellmütze. Gut also, dass es noch andere, individuellere Schädelzierden gibt.

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Quelle:
SZ vom 11.06.2018
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