Süddeutsche Zeitung

Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche:Vatikan stellt früheren Papstbotschafter vor Gericht

Prozess gegen hochrangigen Geistlichen

Es ist das erste Mal, dass sich im Vatikan ein hochrangiger katholischer Geistlicher wegen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs vor Gericht verantworten muss. Dem früheren polnischen Erzbischof Josef Wesolowski werden im Prozess unter anderem sexueller Missbrauch von Kindern und der Besitz von kinderpornografischem Material vorgeworfen.

Vorwurf: Mehrfacher Missbrauch

Das Verfahren beginnt am 11. Juli. Wesolowski droht eine zwölfjährige Haftstrafe. Bis 2013 hatte er als Nuntius in der Dominikanischen Republik gearbeitet. Dort soll es mehrfach zu sexuellen Übergriffen auf Jungen gekommen sein. Die dortige Staatsanwaltschaft warf dem Geistlichen vor, seine Opfer dafür bezahlt zu haben, vor ihm zu masturbieren.

Papst Franziskus hatte ihn nach Bekanntwerden der Vorwüfe im August 2013 von seinem Posten abberufen und nach Rom zurückgerufen. Auch nach seiner Abberufung soll er noch Kinderpornografie genutzt haben. Im Juni vergangenen Jahres wurde er in den Laienstand zurückversetzt, im September wurde Wesolowski festgenommen und unter Hausarrest gestellt.

Vatikan macht Ernst

Erst vor einer Woche hatte der Vatikan ein Tribunal für Missbrauchsfälle gegründet, um gegen Bischöfe vorzugehen, die nicht entschieden gegen Kindesmissbrauch in den eigenen Reihen ankämpfen. Papst Franziskus nahm die Rücktrittgesuche zweier Bischöfe aus dem US-Staat Minnessota entgegen. Sie sollen auf Berichte über einen pädophilen Priester nicht reagiert haben. Der Priester wurde mittlerweile von einem US-Gericht zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.

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