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Sex-Debatte in Indonesien:Ariel im "Peterporn"-Albtraum

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Im sittenstrengen Indonesien kursiert ein Video, dass den Popstar Ariel beim Gruppensex mit zwei Starlets zeigt. Ein neues Gesetz könnte ihnen zum Verhängnis werden.

Ron Steinke

Eine Reihe kurzer, ebenso verwackelter wie pixeliger Privatvideos, auf denen drei indonesische Starlets beim Sex miteinander zu sehen sind, hat in dem mehrheitlich muslimischen Land eine Debatte über strenge Sittengesetze und Strafen ausgelöst.

In den Filmchen, die sich seit Anfang Juni rasend über das Internet verbreiten, ist der indonesische Popsänger Ariel von der Gruppe Peterpan zu sehen, zudem seine Freundin, die Schauspielerin Luna Maya, sowie die Fernsehmoderatorin Cut Tari. Den drei Protagonisten droht deshalb mehr als nur die ungeteilte Aufmerksamkeit der indonesischen Boulevardzeitungen - die in Anlehnung an Peterpan vom "Peterporn"-Skandal sprechen - oder die schlagartige Abwertung vom A- zum C-Promi: Seit 2008 ist in Indonesien ein strenges Gesetz gegen Pornographie in Kraft. Und dies könnte der erste große Präzedenzfall dafür werden.

Der Chef der Polizei des 240-Millionen-Einwohner-Landes, Ito Sumardi, kündigte bereits an, die drei "Verdächtigen" würden wegen der Herstellung von Pornographie belangt. Damit drohen ihnen bis zu zwölf Jahre Haft. Der 28-jährige Ariel stellte sich am Dienstag den Behörden und sitzt derzeit in Haft. Zudem gab es Razzien in Internet-Cafés.

Das Anti-Pornographie-Gesetz wurde 2008 gegen den heftigen Widerstand von säkularen Gruppen und religiösen Minderheiten durchgesetzt. Für den 2009 wiedergewählten Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono, einen säkularen Ex-Soldaten, stellte es den Versuch dar, den islamischen Parteien im Land den Wind aus den Segeln zu nehmen - was in gewisser Weise auch gelang. Nun sind die islamischen Parteien geschwächt, ihre Positionen allerdings Gesetz: Die verbotene Pornographie ist gesetzlich derart weit definiert, dass Kritiker vor einer Kriminalisierung der vielen nichtmuslimischen Gruppen im Land warnen.

"Testballon" für Internet-Zensur

Bislang wurde das Gesetz sehr lax gehandhabt. Das strenge Vorgehen im "Peterporn"-Fall könnte jedoch ein Zugeständnis an die sittenstrengen islamischen Parteien sein, meinen Beobachter wie der Südostasien-Experte der Berliner Humboldt-Universität, Vincent Houben, sowie die Berliner Stiftung für Wissenschaft und Politik (SWP). Auf diese Weise versuche Präsident Yudhoyono die islamischen Kräfte weiter einzubinden.

"Das ist eine Art Testballon", warnt auch der Vorsitzende der Allianz der Unabhängigen Journalisten, Nezar Patria, in Jakarta. Aus Sicht des Informationsministers Indonesiens bietet der Fall Anlass, um neu über die Internetzensur-Pläne der Regierung zu diskutieren. Zuletzt waren diese am Widerstand der Bevölkerung gescheitert.

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Quelle:
SZ vom 23.06.2010
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