Süddeutsche Zeitung

SZ-Serie "Ein Anruf bei...":"Die Schweine haben mich übertrumpft"

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Ein Rentner aus Köln sucht Abnehmer für etwa 4000 Deko-Schweine. Seine Frau hat sie ihm hinterlassen.

Interview von Fabian Thomas

Wenn Schweine, so heißt es ja immer, wirklich Glück bringen, dann hat Rudolf Lausberg, 85, Schwein gehabt: Sein ganzes Haus ist voll von den Tieren, Schweinen aus Stoff, Eisen, Glas, etwa 4000 Stück, schätzt der Rentner aus Köln. Die eigentümliche Sammlung hat ihm seine Frau hinterlassen, die vor einem Jahr gestorben ist. Lausberg will sie nun für einen guten Zweck verkaufen.

SZ: Herr Lausberg, wie kam Ihre Frau zu ihrer Sammelleidenschaft?

Rudolf Lausberg: Das begann als Kind, weil ihre Familie ein Schwein besaß, das sie selbst großgezogen hat. Wie wir geheiratet haben, 1963, da kam die Leidenschaft wieder auf. Da haben wir ein Porzellanschwein im Schaufenster gesehen, was wir gekauft haben. Das Schwein hat 100 Mark gekostet, das war viel Geld.

Inzwischen sind es ein paar mehr geworden.

So an die 4000 rum, ich habe sie noch nicht gezählt, aber die ganze Wohnung ist voll, überall, das ehemalige Kinderzimmer, dann sind in den Schubladen Schweine, und im Keller sind Kartons mit noch mehr Schweinen.

Sind Sie nicht wahnsinnig geworden - überall die Schweine?

Einmal wurde hier saniert und die Bagger haben schwer gewühlt, es kam mir vor wie ein Erdbeben. Ich lag im Bett und da ist plötzlich ein Brett mit Schweinen knapp an meinem Kopf vorbeigeflogen. Das war ein Erlebnis. Meine Frau lief in der Wohnung rum, wusste nicht, woher der Krach herkam.

Sind Sie selbst auch ein Sammler?

Mit Modellautos hatte ich mal angefangen. Aber dann habe ich gesagt, komm Hannelörchen, ich hör damit auf, sonst wissen wir nicht mehr, wo wir die Schweine unterbringen. Die Schweine haben mich übertrumpft.

Immerhin wussten Sie immer, mit welchem Geschenk Sie Ihrer Frau eine Freude machen können.

Ich habe meiner Frau immer ein Schwein geschenkt, aber da musste ich schon aufpassen, dass die dann nicht doppelt waren. Das ist schon mal vorgekommen, dann hat sie geschimpft. Und die Kinder, die Bekannten und Verwandten, wenn die im Urlaub waren: Überall, wo es Schweine gab, haben die Schweine gekauft.

Was ist Ihr Lieblingstier?

Die Miss Piggy, das ist so eine Kaffeekanne, da war meine Frau ganz begeistert von. Die werde ich auch behalten.

Trinken Sie auch aus der?

Sie steht in der Vitrine im Wohnzimmer.

Haben sich denn schon Interessenten für die Schweine gemeldet?

Ja, von Nürnberg hat jemand angerufen.

Und wie viele Schweine würde der nehmen?

Der wollte speziell das Telefonschwein. Und am Dienstag kommt eine Frau, die sich die Schweine in der Wohnung mal angucken will.

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