Süddeutsche Zeitung

Schwedischer Geheimdienst veranstaltet Bond-Party:Lizenz zum Tröten

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Die Belohnungssause für Mitarbeiter des schwedischen Geheimdienstes sollte eigentlich "Top Secret " bleiben. Doch die Rechnung der Betriebsfeier mit dem Motto "James Bond" gelangte an die Öffentlichkeit. Mehr als eine halbe Million Euro verprassten die Agenten - die Schweden reagieren nicht gerührt, sondern erschüttert.

Gunnar Herrmann, Stockholm

Es muss eines der größten Agententreffen in der Geschichte Skandinaviens gewesen sein. Rund 1000 Mitarbeiter des schwedischen Geheimdienstes Säpo beteiligten sich an der Operation - alle als Schurken oder Spione verkleidet. Schließlich war das Betriebsfest im Sommer 2011 ja eine Mottoparty. Thema: James Bond.

Doch jetzt, ein Jahr später, folgt auf die große Sause ein schwerer Kater. Denn die Zeche, die eigentlich "Top Secret" bleiben sollte, wird in allen Zeitungen des Landes hitzig diskutiert. Denn anders als ihr legendäres Vorbild waren Schwedens Spione nicht mit nur zwei Nullen ausgekommen. Gut fünf Millionen Kronen, mehr als eine halbe Million Euro, ließen sie sich die Party kosten.

Und der teure Kostümball ist nur der jüngste einer ganzen Serie von Skandalen rund um verschwenderische Festivitäten in Schwedens Behörden.

Hasstiraden auf die prassenden Spione

Die Veranstalter hatten für das viele Steuergeld durchaus etwas geboten. Das Festlokal war im Stil von "Casino Royal" eingerichtet, mit Roulettetischen und Spielgeld. Ein Orchester intonierte Musik aus den berühmten Agentenfilmen.

Die Behörde versuchte die luxuriöse Feier inzwischen in einer Pressemitteilung zu rechtfertigen. Das vorangegangene Jahr sei für viele Geheimdienstler besonders entbehrungsreich gewesen, heißt es da - wegen eines Spar-Programms. Und da habe man den Mitarbeitern eben eine Belohnung zukommen lassen wollen.

Nicht gerührt, sondern erschüttert reagierte indes die Bevölkerung auf derlei Fürsorge. Im Netz finden sich regelrechte Hasstiraden auf die prassenden Spione. Und auch Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt ist sauer. Kein Wunder, er muss sich schon den ganzen Sommer mit Geschichten über Beamtenpartys herumärgern.

Die Zeitung Dagens Nyheter hat in einer Serie von Enthüllungen die Betriebsfeste mehrerer Behörden durchleuchtet. Und viel entdeckt. So wurde oft auf die gesetzlich vorgeschriebene Ausschreibung der meist teuren Späße verzichtet. Im Wirtschaftsministerium hatte man eine Weihnachtsfeier sogar als "Fortbildungsseminar" deklariert, um die Mehrwertsteuer zu sparen.

Als "Einzelfälle" hatte Reinfeldt die ersten Geschichten noch abgetan. Nach den Berichten über die Bond-Party räumte er nun aber ein, dass es "offenbar mehrere Leute gibt, die sich Gedanken machen sollten".

Man braucht keine Dechiffriermaschine, um zu verstehen, was er damit sagen will: Die Party ist vorbei.

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Quelle:
SZ vom 01.09.2012
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