Süddeutsche Zeitung

Schweden:Post liefert Urne an Lebensmittelladen

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Eigentlich sollte die schwedische Post eine Urne mit sterblichen Überresten an ein Pfarramt überbringen. Stattdessen wurde das Gefäß an einen Laden für Lebensmittel geliefert. Die Post entschuldigt sich - und sucht nach Gründen.

Von Sascha Gorhau

"Es fühlt sich moralisch sehr falsch an", fasst Aushilfskraft Annika zusammen, was ihr vergangene Woche in dem Supermarkt widerfahren ist, in dem sie arbeitet. Neben Obst und Gemüse bekam der Laden eine Urne geliefert. Ein Versagen der Post, wie sich herausstellte. Ursprünglich hätten die sterblichen Überreste eines Schweden an eine Pfarrei nahe der westschwedischen Küstenstadt Göteborg geschickt werden sollen. Aus bisher noch unbekannten Gründen wurde die Asche dann allerdings falsch zugestellt.

Faktor Mensch

Die schwedische Post ringt nun um Erklärungen. Im Gespräch mit dem staatlichen Rundfunksender Sveriges Radio (SR) sagte eine Pressesprecherin der Post, dass es nur zwei Möglichkeiten gebe, wie es zu dem Missverständnis habe kommen können: "Die eine ist, dass die Sendung falsch ausgezeichnet und fälschlicherweise als normales Paket verschickt wurde. Die andere mögliche Ursache ist der Faktor Mensch".

Dabei existiert in Schweden ein Abkommen zwischen Post, Kirche und dem Bestatterverband, dass Urnensendungen direkt dem Empfänger übergeben werden - und nicht Teil der regulären Postlieferungen sein sollen. Wie viele solcher Sendungen die Post übernimmt, konnte die Pressestelle auf Nachfrage nicht sagen.

Auch in Deutschland werden Urnen per Post verschickt. "Grundsätzlich ist das völlig normal und Usus im Bestattungswesen," sagt Oliver Wirthmann, Geschäftsführer des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur. Grund dafür seien die gestiegenen Überführungskosten auf der Straße. Bei Kilometerkosten von etwa 1,80 Euro ist der Postweg finanziell oft günstiger als der Landweg.

Bestatterverband: "keine ethisch problematische Handlungsweise"

Für den Urnenversand gelten spezielle Regelungen. So dürfen keine Privatpersonen eine solche Fracht aufgeben. Und nur Kirchengemeinden, Friedhofsverwaltungen und Bestattungsunternehmen dürfen die Sendung entgegennehmen. Wirthmann erkennt dabei keine ethisch problematische Handlungsweise.

Aushilfskraft Annika hingegen schon. Sie nahm das Paket in dem Lebensmittelladen entgegen. Gegenüber SR sagte sie, keine Ahnung vom Inhalt gehabt zu haben. Der Post mache sie keine Vorwürfe. Diese sei lediglich der Übermittler. Sie halte den Postweg generell für ungeeignet, um Urnen zu verschicken. "Das sollte persönlich geschehen", sagt sie.

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