Süddeutsche Zeitung

Rohrbombe am Leipziger S-Bahnhof:Knall im Ticketautomat

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Nach einer Rohrbombenexplosion in Leipzig hat sich der Waffenbastler der Polizei gestellt. Der Sprengsatz war im Ausgabeschacht eines Automaten deponiert.

Ron Steinke

Der 20-jähriger Leipziger, der im Verdacht steht, zwei Rohrbomben in einem Leipziger S-Bahnhof platziert zu haben, hat sich am Donnerstag der Polizei gestellt. In einer ersten Vernehmung gestand er, die Sprengkörper in den Ausgabeschacht eines Fahrkartenautomaten gelegt zu haben.

Eine der beiden Bomben war am Mittwochmorgen explodiert, ohne Menschen zu verletzen, der zweite war vor Ort entschärft worden. Die Größe der mit Schwarzpulver gefüllten Metallrohre habe genügt, um bei einer Detonation im Nahbereich schwere Verletzungen auszulösen, teilte die Polizei mit. Derzeit werde noch geprüft, ob gegen den Tatverdächtigen Haftbefehl beantragt werden solle.

Den 20-Jährigen hatte die Polizei bereits in der Nacht zum Dienstag kurzzeitig in Gewahrsam genommen, nachdem in dessen Rucksack bei einer Routinekontrolle zwei Sprengsätze derselben Bauweise entdeckt wurden. Bei der anschließenden Hausdurchsuchung am Dienstag hatten die Beamten, neben einigen Cannabispflanzen, noch weitere Utensilien zum Bau von Sprengsätzen entdeckt, die auf einen "Bastler" schließen ließen, wie die Polizei mitteilte.

Dennoch hatte die Staatsanwaltschaft Leipzig am Dienstag keinen Anlass gesehen, einen Antrag auf Untersuchungshaft zu stellen. In der Wohnung des Verdächtigen, der nicht einschlägig vorbestraft sei, seien keine weiteren Sprengkörper gefunden worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft zur Erklärung - so dass der 20-Jährige wieder aus dem Gewahrsam entlassen wurde.

Als die Polizei nach dem Bombenfund am Mittwoch zur Wohnung zurückkehrte, war der Verdächtige unauffindbar. Erst nach einer eintägigen Fahndung meldete er sich selbst.

Die Möglichkeit, dass der Verdächtige die beiden Rohrbomben nach seiner Entlassung aus dem Polizeigewahrsam platzierte, schlossen die Staatsanwaltschaft und die Polizei in einer gemeinsam veröffentlichen Pressemitteilung am Donnerstag jedoch aus: Man denke, dass der 20-Jährige die Sprengkörper bereits vor der Personenkontrolle am Dienstag hinterlegt habe. Im Fahrkartenautomaten seien diese dann 24 Stunden lang unentdeckt geblieben.

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Quelle:
SZ vom 30.4.2010
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