Süddeutsche Zeitung

Rockerszene in Berlin:Hells Angels sollen Rivalen Ultimatum gestellt haben

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Eskaliert die Gewalt im Berliner Rockermilieu? Offenbar wollen die Hells Angels in der Hauptstadt keine anderen Motorradclubs dulden und haben rivalisierenden Banden ein Ultimatum gestellt. Die Biker bestreiten dies - doch die Polizei ist alarmiert.

Droht der Hauptstadt ein offener Krieg der Rockerclubs? Offenbar wollen die Hells Angels in Berlin keine anderen Vereine mehr neben sich dulden. "Wir haben darüber vereinzelt Kenntnisse, die aber nicht überprüfbar sind", sagte ein Polizeisprecher und bestätigte damit einen Bericht des Tagesspiegel. Demnach sei Anfang Juli ein entsprechendes Ultimatum abgelaufen.

Die Hells Angels bestreiten zwar, dass es eine solche Ansage gegeben hat. "Kein Member der Hells Angels in Berlin hat sich jemals solcherart geäußert", sagte ihr Sprecher Rudolf "Django" Triller. Doch die Ermittler sind alarmiert: Sollte die Information zutreffen, droht eine Eskalation des ohnehin schon gewaltsamen Konflikts zwischen den rivalisierenden Rockerclubs.

Nach Informationen des Tagesspiegel sollen andere Rocker von den Hells Angels mit Waffengewalt daran gehindert werden, mit ihren Abzeichen durch Berlin zu fahren oder ein Clubhaus zu betreiben. Hells-Angels-Sprecher Triller vermutet hinter dem vermeintlichen Ultimatum eine Finte der Polizei. Er halte es für möglich, dass die Meldung von den Behörden gestreut worden sei, um eine Eskalation zwischen Berliner Motorradclubs zu verursachen.

"Es müssen alle Register gezogen werden"

In einen Rockerkrieg wolle man sich nicht hineinziehen lassen, sagte ein hochrangiges Mitglied eines anderen Clubs. Neben den Hells Angels zählen Bandidos, Outlaws und Gremium zu den größeren Clubs in der Haupstadt. In jüngster Zeit war es wiederholt zu Schüssen auf Hells Angels und Bandidos gekommen. Die beiden Vereine führen seit Jahren einen mehr oder weniger offen ausgetragenen Krieg um die Vorherrschaft in der Stadt. Dabei geht es Ermittlern zufolge etwa um Drogen- und Waffengeschäfte sowie Prostitution.

Die Polizei warnte intern vor gewaltbereiten Rockern, Schusswaffen und Sprengstoff sowie Verstärkung für die Rocker aus dem Ausland. In den vergangenen Tagen waren wiederholt fremde Rocker in Berlin angetroffen worden.

Die Behörden wollen entschieden gegen die Clubs vorgehen. Zuletzt rückten die Beamten bei mehreren Rockertreffen mit einem Großaufgebot an. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) sieht eine Bedrohungssituation wie schon lange nicht mehr. "Wer die gesamte Stadt als Rockergebiet beansprucht, muss die ganze Kraft des Staates spüren", sagte der Landesvorsitzende Bodo Pfalzgraf. "Es müssen alle ordnungspolitischen Register gezogen werden: Vom Führerscheinentzug bis zur Steuerfahndung und dem Gewerbeamt."

Zuletzt hatten die Behörden eine "Null Toleranz"-Linie angekündigt. "Wir dürfen uns nicht gefallen lassen, dass ein Haufen durchgedrehter Krimineller die totale Auseinandersetzung sucht", sagte Pfalzgraf. Gegebenenfalls sei dann auch Verstärkung aus anderen Bundesländern nötig.

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