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SZ-Kolumne "Bester Dinge":Geklontes Pflanzenparadies

In der australischen Shark Bay gibt es nicht nur Haie, sondern auch eine Tausende Jahre alte Pflanze - die sich vermehrt und vermehrt und sogar Fußballfeldern Konkurrenz macht.

Von Peter Burghardt, Hamburg

In der Shark Bay geht man besser umsichtig schwimmen, man weiß ja nie. Ihren Namen trägt die Bucht im äußersten Westen Australiens nicht zufällig. Neben anderen Lebewesen sind dort diverse Arten von Haien unterwegs, was einen englischen Entdecker einst dazu veranlasste, das ebenso schöne wie abgelegene Revier Shark Bay zu nennen. Seit drei Jahrzehnten sind diese 2,2 Millionen Hektar Unesco-Welterbe, aber erst jetzt wird klar, was außer Tigerhaien, Delfinen oder Seekühen die Guinness-artige Attraktion im kristallklaren Wasser ausmacht. Es ist die größte Pflanze der Welt.

Wissenschaftler und andere Taucher kannten das Seegras namens Posidonia australis schon, es kommt an diesen Küsten seit ein paar Tausend Jahren vor. Nun fanden die Forscher heraus, dass es sich bei dieser Unterwasserwiese in der Haifischbucht um einen einzigen zusammenhängenden Organismus handelt. Grob gesagt klont sich diese Posidonia völlig ungerührt von der Umwelt selbst, und das seit ungefähr 4500 Jahren. Auf dieses Alter kam das australische Team angesichts der Größe von mindestens 180 Quadratkilometern und des jährlichen Wachstums.

Wunderbare Konkurrenz für die Amerikanische Zitterpappel-Kolonie in Utah. Diese würde 80 Fußballfelder füllen, bei jener Posidonia australis sollen es an die 20 000 Rugbyplätze oder die dreifache Fläche Manhattans sein. Sie überstand auch die Hitzewelle vor einigen Jahren und könnte für den Klimawandel so gut gerüstet sein, dass sie zur Freude von Mensch und Hai noch das eine oder andere Jahrtausend weiterwächst.

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