Süddeutsche Zeitung

Heizen mit Holz:"Zeitungen gehören nicht in den Ofen"

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Heizen mit Holz gehört seit Jahren zum Trend. Doch viele Öfen und Kamine sind regelrechte Dreckschleudern. Ein Schornsteinfeger erklärt, wie man umweltfreundlich heizt.

Interview von Carolin Gißibl

Jetzt, da es kalt geworden ist, kann man die Kälte an vielen Orten riechen: Sie riecht rauchig. Das Heizen mit Kaminöfen ist seit Jahren ein Trend in Deutschland, nicht nur zum Zweck des Wärmens, sondern auch für das wohlige Gefühl in der Stadtwohnung, wo die Wärme eigentlich aus der Leitung kommt. Viele Öfen und Kamine sind allerdings regelrechte Dreckschleudern. Sie verursachen mehr Feinstaub als der Straßenverkehr, und sie sind schädlich für die Gesundheit. Viele alte Holzöfen wurden zwar bereits durch moderne und emissionsarme Heizanlagen ersetzt, nur: Genauso wichtig ist das Verhalten des Besitzers. Wie heizt man richtig mit Holz? Ein Gespräch mit Alexis Gula vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks.

SZ: Herr Gula, wenn ich die Süddeutsche Zeitung heute Abend durchgelesen habe - darf ich sie dann im Ofen verbrennen?

Alexis Gula: Davon würde ich abraten, denn Zeitungen gehören nicht in den Ofen, auch nicht, um das Anzünden zu erleichtern. Denn sie setzen genauso Schadstoffe wie Plastikabfälle, Eierkartons oder behandeltes Holz frei.

Und ist frisches Holz aus dem Wald umweltfreundlicher als das aus dem Baumarkt?

Im Gegenteil: Frisch geschlagenes oder im Wald gesammeltes Holz ist feucht und braucht daher mehr Energie für die Verbrennung, liefert aber weniger Wärmeenergie als trockenes Holz. Umweltschonend ist naturbelassenes und lufttrockenes Holz, das nicht mehr als 25 Prozent Restfeuchte hat.

Aber wie prüft man den Feuchtegehalt?

Der Schornsteinfeger hat immer ein Feuchtemessgerät dabei. Das Holz vom Baummarkt oder Fachhändler muss mindestens zwei Jahre abgelagert sein. Wenn Sie selber haken, sollten Sie Trockenzeiten einplanen. Am besten schlagen Sie das Holz in den Wintermonaten, dann enthalten die Bäume weniger Wasser. Je nach Sorte und Lagerung muss es mindestens ein bis zwei Jahre an der Luft trocknen. Im besten Fall auf einer trockenen Unterlage mit Abstand zum Boden, zum Beispiel auf Holzlatten oder einer Palette. Außerdem sollte es nach oben hin abgedeckt sein und gut mit Luft durchzogen werden können.

Was ist mit dem Anzünden - empfehlen Sie da eine bestimmte Technik?

Pfadfinder lernen: Anzünder, kleines Holz und dann großes Holz drauf legen. Beim Anheizen sollte es umgekehrt sein: zuerst große Holzscheite und dann kleine gitterartig darüber stapeln. Möglichst einen umweltfreundlichen Anzünder nutzen und darüber oder daneben kleinere Anzündhölzer legen. Die Wände des Brennraums sollten nicht berührt werden, damit der Brennstoff mit genügend Verbrennungsluft versorgt werden kann.

Warum ist diese Methode umweltfreundlicher?

Beim Anheizen von oben brennt das Feuer nach unten zu den dickeren Holzscheiten. Dadurch werden schneller höhere Abgastemperaturen erreicht und die Verbrennung ist schadstoffärmer. Nicht vergessen: Den Luftregler öffnen, damit Sauerstoff in den Ofen strömen kann. Um Holz zu sparen, regeln ihn einige oft runter oder er wird geschlossen, weil es zu warm ist. Für die Umwelt und die Abgasanlage ist das nicht gut: Wird die Luftzufuhr zu sehr gedrosselt, verbrennt Holz unvollständig und es entsteht unverbrannter Kohlenstoff der sich in Form von Glanzruß an der Feuerstätte bzw. am dazugehörigen Schornstein ansetzen kann.

Der Nachbar sieht also am dunklen Rauch, wenn man falsch heizt.

Genau, und als Abfallprodukt entstehen Ruß und Teerpartikel. Diese setzen sich im Ofen, Ofenrohr und Schornstein ab, was letztendlich die Effizienz des Ofens verringert. Das Einheizen wird teurer, da mehr Holz benötigt wird. Natürlich wird es in der Anheizphase immer zu einer gewissen Rauchentwicklung kommen. Normalerweise sollte der Rauch aber weiß und nicht schwarz sein.

Regelmäßiges putzen ist also wichtig, um umweltfreundlich zu heizen?

Es ist auch wichtig für die Sicherheit. Denn Ruß kann sich unter gewissen Umständen entzünden. Im Mittelalter sind dadurch viele Stadtbrände entstanden. So kamen die Schornsteinfeger übrigens zu ihrem guten Ruf - sie kamen und kehrten. Daher sagt man heute: Schornsteinfeger bringen Glück.

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