Süddeutsche Zeitung

Prozess:Sylter befürchten Bordell in ihrem Haus

Lesezeit: 1 min

Die Befürchtung der Kläger

Dicke Luft in einem Mehrparteienhaus in der Sylter Innenstadt: Mehrere Wohnungseigentümer haben den Vermieter einiger Räume im Erdgeschoss auf Unterlassung verklagt, weil er angeblich ein Bordell einziehen lassen will. Nun beschäftigt der Fall das Amstgericht im nordfriesischen Niebüll.

Die Kläger fühlen sich von dem in Ungnade gefallenen Vermieter ausgetrickst: Er habe ihnen auf einer Eigentümerversammlung vorgeschlagen, die leerstehenden Räume so umzubauen, damit eine Arztpraxis und ein Backshop einziehen könnten. Der Backshop ist mittlerweile da, die anliegenden Räume seien jedoch an die Besitzerin eines alteingesessenen Bordells vermietet worden.

Wie der Beklagte sich rechtfertigt

Der Beklagte behauptet dagegen, dass die Mieterin die Branche wechseln wolle - und in dem Haus lediglich eine "Schankwirtschaft" geplant sei. Deren Betrieb sei zulässig. Zuvor befand sich hier ein China-Restaurant.

Die Eigentümer der restlichen Apartments, die teils selbst genutzt und teils als Ferienwohnungen vermietet werden, zweifeln das an und fühlen sich von ihrem Miteigentümer hinters Licht geführt. Er habe nichts von seinen Planänderungen erzählt, ansonsten hätten sie den Umbauarbeiten nicht zugestimmt, erzählen einige von ihnen nach der Verhandlung. "Wenn es eine normale Schankwirtschaft wäre, würde niemand etwas sagen", sagte ihr Anwalt, Wolfgang Matern.

Wann und ob das vermeintliche Bordell tatsächlich einziehen kann, ist noch nicht absehbar. Weil eine abschließende Baugenehmigung noch nicht vorliege, können die Bauarbeiten derzeit nicht weitergehen, räumte der Beklagte selbst ein.

Auch Westerländer leisteten Widerstand

Es ist nicht das erste Mal, dass sich auf Sylt Widerstand gegen ein Bordell im Zentrum Westerlands regt. Im vergangenen Jahr scheiterte ein Unternehmer aus Süddeutschland mit dem Bau eines Nobelbordells.

Der Streit um diese Neuansiedlung hatte Anfang 2014 sogar die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer auf den Plan gerufen. Sie bot der damaligen Bürgermeisterin Petra Reiber ihre Unterstützung im Kampf gegen das Etablissement an.

In dem jetzigen Verfahren vor dem Amtsgericht Niebüll soll am 16. Dezember eine Entscheidung verkündet werden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2732637
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/kat
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.