Süddeutsche Zeitung

Ottfried Fischer:Die fünf Tage des Bullen

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"Schon alles aus?": Der Fall Ottfried Fischer dient als Medien-Quickie zwischen Deutschlands WM-Spielen. Erstaunlich ist, wie bereitwillig der sonst eher wortkarge Schauspieler Auskunft über seine privaten Probleme erteilt.

Christian Mayer

Vor vier Monaten saßen Ottfried und Renate Fischer auf einer Hotelterrasse in Namibia. Wie das oft so ist mit Prominenten: Nicht mal am Pool können sie allein sein, und in diesem Fall war eine verständnisvolle Bunte-Journalistin dabei.

Im Gespräch ging es um die Liebe (Titel: "So zärtlich kann der Bulle sein") und "das Geheimnis ihrer Ehe", die zugleich eine Geschäftsbeziehung ist. Renate Fischer arbeitet als Managerin ihres Mannes, der unaufhörlich auf Achse ist: für Sat1 als Bulle von Tölz und als Pfundskerl, in der ARD als Pfarrer Braun, im BR als Satiriker (Ottis Schlachthof).

Man müsse "Ottfried beschützen, denn manchmal geht es ihm so wie fünf Millionen anderen Dicken in Deutschland: Er wird wegen seines Aussehens diskriminiert", sagte die Ehefrau in Namibia.

In dem Rührstück, das nun seit vergangenem Freitag aufgeführt wird, haben alle Schutzfunktionen versagt. Bild machte die Liaison des 52-jährigen Schauspielers mit einer 37-jährigen "Bikini-Freundin" mit dubioser Vergangenheit publik.

Seitdem verdrängt die Affäre sogar die WM von den Titelseiten der Boulevardzeitungen. Erst kam die Enthüllung, am zweiten Tag das schnelle Geständnis ("Frau wirft ihn raus"), am Sonntag folgte via BamS die Trennung von der blonden Wienerin, die in einem Bordell arbeitete: "Schon alles aus?" Keineswegs.

Am Montag wurde die Öffentlichkeit über einen kuriosen Unfall informiert, bei dem der Schauspieler auch noch über eine Leitplanke stolperte ("Otti Fischer in Klinik!"). Sein Verzweiflungsschrei an die Ehefrau in Riesenlettern ("Nimm mich doch zurück!") und die Fotos des erbarmungswürdigen, halbnackten Sünders im Krankenbett, die mit Fischers Einwilligung entstanden, dürften der vorläufige Höhepunkt des Melodrams sein.

Aus Sicht von Bild ist das Timing perfekt: Der Fall des Bullen passt als Fünf-Tage-Quickie exakt zwischen die Deutschland-Spiele gegen Polen und Ecuador. Erstaunlich ist nur, wie bereitwillig der sonst eher wortkarge Schauspieler Auskunft über seine privaten Probleme erteilt.

Es scheint, als würden alle Beteiligten unaufhörlich mit den Medien reden. Renate Fischer weist das zurück. "Ich habe ein paar Mal mit der Bild-Zeitung telefoniert. Die nehmen halt jeden Tag einen Teil von der Geschichte her", sagt die frühere Radiomoderatorin, die das Geschäft kennt und weiter Managerin ihres Mannes bleiben will. "Ich kann ja Bild nicht zum Feind erklären. Man kann nicht einfach nichts sagen, wenn man Spekulationen vermeiden will."

Auch die Münchner Abendzeitung wurde mit Details versorgt. "Schließlich haben die meinen Mann viele Jahre lang hochgeschrieben", sagt Frau Fischer. Donnerstagnacht habe sie von der Affäre aus der Presse erfahren, seitdem seien sie und ihr Mann von der Kampagne überrollt worden.

Weil Fischer eine so ungeheuer öffentliche Figur ist und für vermeintlich Exklusives viel Geld geboten wird, sprudeln Gerüchte aus vielen Quellen, nicht nur aus dem Wiener Bikini-Milieu. Sogar aus der Murnauer Klinik, in der Fischer operiert wurde, hätten sich Patienten bei den Blättern gemeldet - und 300 Euro für die Information verlangt.

Die Bilder vom Krankenbett findet Renate Fischer, die mal von Scheidung, mal von möglicher Versöhnung spricht, nicht weiter schlimm: "Wenn Ottfried ihnen so was bietet, hat Bild das Recht, die Geschichte auszuschlachten. Damit muss er leben." Ein erstaunlicher Satz.

Otti Fischer spricht auch vom Krankenlager aus. "Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort", sagte er schwer geläutert. Beim Haussender Sat1 muss er nicht um Vergebung bitten, auch wenn die Dreharbeiten für den Bullen von Tölz unterbrochen sind. "Es ist das erste Mal seit zehn Jahren, dass Ottfried ausfällt. Er bekommt jede Hilfe, die er braucht", so eine Pressesprecherin.

Sat-1-Chef Roger Schawinski hat per Handy Trost gespendet, damit der gestrauchelte Publikumsliebling rasch auf die Beine kommt. Die Quote soll ja bloß nicht der Auflage hinterherhinken.

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SZ vom 21.6.2006
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