Süddeutsche Zeitung

Österreich:Unternehmer aus Russland baut acht Meter hohes Mausoleum

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Von Cathrin Kahlweit, Wien

Alexander Omatov ist in Kärnten beileibe kein Unbekannter. Der gebürtige Russe, der in Stahl und Öl macht und auf den in Klagenfurt eine Export-, Import- und Transitgesellschaft eingetragen ist, lebt seit vielen Jahren in Österreich. Wenn über den Zuzug reicher Russen an den Wörthersee berichtet wird, dann fällt in der Regel auch der Name Omatov. Vor 20 Jahren schon gab es eine Anfrage im Parlament bezüglich eines Aufenthaltsverbots für Omatov, der "dadurch auffiel, dass er sich mit mehreren Leibwächtern umgab und große Grundstücksgeschäfte tätigte, ohne durch eine entsprechende Geschäftstätigkeit aufzufallen".

Erst der Bau, dann die Empörung

Tempi passati. Omatov, mittlerweile fast schon ein waschechter Kärntner, fällt nun durch außerordentliche Geschäftstätigkeit auf: auf dem Friedhof im Stadtteil Annabichl.

Die große Literatin Ingeborg Bachmann liegt hier begraben, der Komponist Thomas Koschat und auch der Mönch, Maler und Holzschneider Switbert Lobisser. Und auch Alexander Omatov wird dort einmal seine letzte Ruhe finden, das steht fest. Seit 2008 wurde auf dem Klagenfurter Zentralfriedhof an seinem Mausoleum gebaut, und jetzt ist es weitgehend bezugsfertig.

Allein: Die Sache hat nichts als Streit und Hader und jahrelange Gerichtsverfahren mit sich gebracht. Denn das Mausoleum, das sich der Unternehmer errichten ließ, der in Lokalzeitungen auch unter "Oligarch" firmiert, war von Anfang an zu groß ausgefallen. Viel zu groß. Erst ging es um den Umfang, später um die Höhe. Es gab den Bau, dann die Empörung, einen Baustopp, die Aufforderung zum Rückbau, der nach einigen Ultimaten und Fristverlängerungen auch nachgekommen wurde, dann einen ewig nicht fertigen Rohbau, dann die - juristisch nicht haltbare - Abrissdrohung, dann die Drohung der Pfändung, und schließlich, 2014, das Versprechen, nun werde alles ganz schnell fertig sein. Wurde es auch: im Herbst 2015.

Die goldene Kuppel überragt alles

Nun ist das Mausoleum nicht mehr so ausladend, aber dafür sehr rot und sehr hoch: Stramme 7,70 Meter streckt sich der Bau in die Höhe, und die goldene Kuppel überragt nicht nur alle anderen Grabstätten auf dem Friedhof, sondern glänzt auch gut sichtbar über die Mauern hinaus. Allein die Überschriften der Kärnten-Ausgabe der Kleinen Zeitung zeigen, wie die Stimmung gegen Omatov kippte. 2010: "Gruft sorgt für dicke Luft". Dann: "Kapellengruft muss abspecken". Es folgten: "Omatov-Gruft in der Warteschleife" und, auf dem Höhepunkt des Streits mit Stadt, Friedhofsamt und Bundesdenkmalamt: "Omatov-Gruft in Klagenfurt muss weg".

So weit kam es nicht. Herr Omatov sei "sehr enttäuscht", ließ sein Anwalt wissen, zum Schluss war er aber offenbar vor allem renitent, denn das fertiggestellte Gebäude ist, Experten zufolge, 1,20 Meter höher als genehmigt. Das habe man so hinnehmen müssen, heißt es aus der Stadtverwaltung, aus statischen Gründen. Alexander Omatov, mittlerweile 64 Jahre alt, hat laut Kurier jetzt ein Nutzungsrecht für seine Gruft. Und es dürfte dem Oligarchen aus Klagenfurt gefallen, dass bei Google, wenn man nur "Alexander" und "Mausoleum" eingibt, eine halbe Million Treffer zu Alexander dem Großen kommen. Seines soll allerdings noch ein bisschen höher gewesen sein.

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Quelle:
SZ vom 25.11.2015
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