Süddeutsche Zeitung

Nordrhein-Westfalen:Zweijähriger zu Tode gequält

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"Das Kind hat sehr große Schmerzen erleiden müssen": In der Nähe von Düsseldorf ist ein zweijähriger Junge grausam gequält und totgeprügelt worden. Unter Verdacht: die Mutter und ihr Lebensgefährte.

Ein zwei Jahre alte Junge ist in Erkrath bei Düsseldorf erst grausam gequält und dann totgeprügelt worden - vermutlich von seiner eigenen Mutter und ihrem Lebensgefährten. "Das Kind hat sehr große Schmerzen erleiden müssen", sagte ein Polizeisprecher. "Die Ermittler waren entsetzt, als sie die Fotos sahen."

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Wuppertal erließ ein Richter Haftbefehl gegen die 31 Jahre alte Mutter und ihren 22-jährigen Freund "wegen des dringenden Tatverdachts auf Totschlag", sagte Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt.

Absurde Behauptungen

Der Lebensgefährte der Mutter hatte am Mittwochmittag den Notarzt in die Wohnung gerufen. Der konnte den kleinen Daniel jedoch trotz mehrfacher Wiederbelebungsversuche nicht mehr retten. Der Mediziner habe frische, großflächige Verbrühungen am Rücken, zahlreiche innere und äußere Verletzungen, auch im Bereich des Geschlechts, festgestellt, "die ohne weiteres nicht erklärbar sind", sagten Polizeisprecher in Mettmann. Mehrere Verletzungen seien älter gewesen.

Wie die Obduktion der Kinderleiche ergab, wurde der Kleine totgeprügelt. Schwere Hiebe oder Tritte lösten tödliche innere Blutungen im Bauch- und Nierenbereich aus.

Die Mutter und ihr Lebensgefährte bestritten zunächst, mit dem Tod Daniels etwas zu tun zu haben. Ihre Behauptung, der Zweijährige habe sich selbst derart verletzt, wurde jedoch von den Ermittlern als "absurd" bezeichnet. So hatte das arbeitslose Paar behauptet, der Junge sei in der Küche zum Wasserkocher geklettert, habe sich selbst verbrüht und sei vom Tisch gefallen. Die Ermittlungen vor Ort ergaben, dass dies für einen Zweijährigen unmöglich ist und auch die Verletzungsmuster nicht zu den Angaben passten. Schließlich hätten sich die 31-Jährige und ihr neun Jahre jüngerer Freund gegenseitig belastet.

Die drei Töchter der Frau im Alter von acht, zehn und zwölf Jahren wurden der Obhut des Jugendamtes übergeben und sofort in eine Jugendschutz-Ambulanz gebracht. Bei ihnen seien bislang keine Spuren von Misshandlungen festgestellt worden.

Eine zehnköpfige Mordkommission untersucht nun, warum niemand das Martyrium des Kindes bemerkt und Alarm geschlagen hat. So leben die Großeltern im selben Wohnhaus wie die Familie. Auch Nachbarn könnten sich durch unterlassene Hilfeleistung mitschuldig gemacht haben. Der Junge müsse "sehr geschrieen haben", hieß es.

Der Polizei sei die Familie allerdings bislang nicht aufgefallen. Auch beim Jugendamt gab es offenbar keine Hinweise auf Kindesmisshandlungen.

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