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Namensähnlichkeit zum IS:Wo man gerne "Isis" ist

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Eine Region in Australien heißt so, wie die Terrormiliz Islamischer Staat von vielen abgekürzt wird. Die Einwohner wollen daran nichts ändern.

Isis liegt südlich vom "Gelobten Land" (Promisedland). Etwas weiter westlich liegt eine Ortschaft mit dem einladenden Namen "Gute Nacht" (Good Night), im Süden schließt die "Apfelbaumbucht" (Apple Tree Creek) an. Isis ist bekannt für seine Macadamia-Nüsse und saftigen Avocados. Es klingt, als wäre es ein ziemlich guter Ort zum Leben. Schlagzeilen macht die Gegend im australischen Bundesstaat Queensland nur selten. Bis jetzt.

Mit dem Aufstieg des Islamischen Staates, der sich bis zum Juni 2014 "Islamischer Staat im Irak und Syrien", kurz Isis, nannte, wurde auch der australische Landstrich plötzlich interessant. Als das örtliche Rugby-Team, das den unglücklichen Namen "Isis Devils" trägt, es ins Finale der Bundaberg-Regionalliga schaffte, legte die Liga dem Verein nahe, seinen Namen zu ändern. Schließlich würde das Spiel auch im Nationalfernsehen übertragen. Doch der wollte das nicht einsehen.

Sprecher Kevin Grant sagte gegenüber dem britischen Guardian, man werde den Namen beibehalten. "Wir heißen schon lange so. Dann kommt jemand Neues daher und übernimmt unseren Namen. Wir werden ihn nicht ändern." Mit ein bisschen Glück werde es die Terrorgruppe in einem halben Jahr nicht mehr geben.

Die Isis-Region, die etwa 1700 Quadratkilometer misst und mehr als 7000 Einwohner hat, soll von englischen Siedlern nach einem Fluss in ihrem Heimatland benannt worden sein. Das erklärte kürzlich Tony Ricciardi, ein Lokalpolitiker aus Bundaberg, der in Isis zu Hause ist. Er trat im australischen Privatfernsehen auf, um seinen Heimatort gegen jedwede Verdächtigung zu verteidigen: Die Region habe "überhaupt keine Verbindungen" zum islamistischen Terror, sagte Ricciardi.

Ebenso wie die "Isis Devils" betonte auch Ricciardi, eine Namensänderung werde es nicht geben. Die Ursprünge des Ortes reichten bis in die 1870er-Jahre zurück. Für die Menschen vor Ort sei der Name Isis auch Teil ihrer Identität: "Der Isis-Highway ist eine wichtige Fernverkehrsstraße - das wird man mit Sicherheit nicht ändern. Auch eine Menge Geschäfte nutzen den Namen Isis." Daher verbinde er ihn auch nicht mit dem, was in anderen Teilen der Welt passiere. "Isis ist eine Gegend, die für ihren fruchtbaren Boden bekannt ist", sagte Ricciardi.

Trotzdem könne er verstehen, wenn der Name außerhalb Australiens für Verwirrung sorge. "Ich würde nicht mit meinem Isis-Fußball-Pulli ins Ausland fahren", so Ricciardi. Während einer Paris-Reise im Jahr 2012 habe er seine Jacke mit Isis-Logo allerdings noch getragen. "Das ist mir gar nicht aufgefallen. Ich bin froh, dass die Anschläge nicht damals passiert sind."

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