Süddeutsche Zeitung

Mysteriöser Wohltäter:2000 Euro für argentinischen Jungen

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Die Umschläge kommen aus dem Nichts und enthalten viel Geld: Bereits 200.000 Euro hat ein unbekannter Wohltäter gespendet, immer anonym und immer an soziale Einrichtungen im niedersächsischen Braunschweig. Das Spendenmärchen ging um die Welt - jetzt beschenkt der anonyme Spender den elfjährigen Pablo aus Buenos Aires.

Niemand weiß, woher es kommt. Auf einmal ist es da, das Geld, liegt unter Fußmatten und in Briefkästen, taucht einmal sogar in einer Kirche auf, versteckt zwischen den Seiten eines Gesangbuchs. Bereits 200.000 Euro hat ein unbekannter Wohltäter in Braunschweig gespendet, an Kindergärten, eine Schule, Kirchengemeinden, die Stadtbibliothek, die Braunschweiger Tafel - und zuletzt an den elfjährigen Pablo aus Buenos Aires.

Mit 2000 Euro hat der anonyme Spender den argentinischen Jungen bedacht. Das Geld hinterlegte er in einem Umschlag bei der Braunschweiger Opferhilfe, die ebenfalls eine Spende von 10.000 Euro erhielt. Mithilfe einer Übersetzungshilfe hatte sich das Kind zuvor an die Braunschweiger Zeitung gewandt. Auf der Webseite der Zeitung schilderte es seine Situation: die Armut der Familie aus Buenos Aires, die ihre Miete nicht bezahlen könne, die arbeitslose Mutter, die von seinem Schreiben nichts wisse. In dem Umschlag befand sich ein Zeitungsausschnitt, in dem Pablo zitiert wird. An den Artikel waren die 2000 Euro geheftet.

Internationale Aufmerksamkeit für das "Wunder von Braunschweig"

Dass ein kleines Kind aus Buenos Aires von dem anonymen Spender erfahren konnte, den die Medien längst zum "Wunder von Braunschweig" erhoben haben, liegt an der internationalen Aufmerksamkeit, die dem Spendenmärchen zuteil wird. Die zauberhafte Geschichte zieht nicht nur die Menschen der Region, sondern die ganze Welt in ihren Bann. Der argentinische Junge hatte eine Fernsehreportage zu dem Thema gesehen und war daraufhin durch Internet-Recherche auf die Webseite der Braunschweiger Zeitung gestoßen.

Diese scheint eine regelrechte Symbiose mit dem Unbekannten eingegangen zu haben: Des Öfteren berichtet sie von sozialen Einrichtungen, der anonyme Wohltäter fügt die Zeitungsartikel seinen Spenden bei. Oft unterstreicht er Sätze und Wörter, aus denen der Adressat des Geldes hervorgeht: So setzte er im aktuellen Fall mit blauem Kugelschreiber ein Kreuz neben den Absatz, in dem die Zeitung Pablo zitiert: "Herr anonymen Wohltäter. Ich habe 11 Jahre und leben in Buenos Aires." Weil Pablo auf der Internetseite eine Telefonnummer hinterließ, k onnte sich die Zeitung mit der Mutter des Jungen in Verbindung setzen. "Was ist das für ein Mensch, der sogar uns im Ausland beschenkt?" zitiert die Braunschweiger Zeitung die fassungslose Frau.

Mit dem Geld, das die Opferhilfe von dem Unbekannten erhielt, soll Opfern von Straftaten in der Region geholfen werden. Bereits zum dritten Mal wurden sie von dem Spender bedacht, jedes Mal mit einer Summe von 10.000 Euro.

Am Donnerstag erreichte die Redaktion des Lokalblatts ein Foto aus Argentinien. Es zeigt die sechsköpfige Familie. Der elfjährige Pablo hat einen Arm um eine seiner kleinen Schwestern gelegt. Doch der Braunschweiger Wohltäter hat noch immer kein Gesicht. Niemand weiß, wer er ist, woher er kommt. Auf einmal war er einfach da.

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