Süddeutsche Zeitung

Landung auf der Erde:Vom Saarland in den Orbit und zurück

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Nach 24 Stunden Flug ist Matthias Maurer, der erste Saarländer im All, vor der Küste Floridas wieder auf der Erde aufgeschlagen. In seinen knapp sechs Monaten im All hat er sein Heimatbundesland angemessen repräsentiert.

Von Oliver Klasen

Die meisten Menschen, die weit weg von zu Hause sind, suchen danach, sich ein Stück Heimat in der Ferne zu kultivieren. US-Amerikaner feiern auch in Deutschland Thanksgiving, deutsches Vollkornbrot treibt man in Zeiten der Globalisierung auch in Tokio auf. Matthias Maurer, 52, gebürtig aus St. Wendel im Saarland, war jetzt gut 170 Tage ziemlich weit weg von der Heimat, auf der Internationalen Raumstation ISS nämlich. An diesem Freitag um kurz vor sieben Uhr mitteleuropäischer Zeit ist er in einer Kapsel vor der Küste Floridas wieder auf der Erde aufgeschlagen.

So wie 2015 die italienische Astronautin Samantha Cristoforetti die erste Espressomaschine auf der ISS einweihte (sie hieß sinnigerweise "ISSpresso") und ein Stück Italien ins All brachte, so hat Maurer auf der ISS auch ein Stück Saarland zelebriert. Mehrmals sogar, was dank der zahlreichen Twitter-Posts des Astronauten gut dokumentiert ist.

Das Experiment, das Maurer, der zwölfte Deutsche, aber erste Saarländer im All übrigens, etwa am 15. Februar durchführte, hat mit einem Thema zu tun, dass den Saarländerinnen und Saarländern traditionell sehr wichtig ist: dem Hausbau. Maurer testete das Aushärten von Betonmischungen in der Schwerelosigkeit. Nun herrscht im Saarland zwar für gewöhnlich keine Schwerelosigkeit, die Kosten eines Eigenheims sind aber, wie es in dem Neue-Deutsche-Welle-Song heißt, nicht selten "völlig losgelöst", von der eigentlichen Planung nämlich.

An Ostern, als es das Wetter zuließ, hat Maurer das Saarland, das in den Nachrichten oft als Größenvergleich herhalten muss, wenn irgendwo ein Waldbrand wütet oder ein Öltanker leck geschlagen ist, natürlich auch von oben fotografiert. Saarbrücken, Saarschleife, Bostalsee, St. Wendeler Land. Vier Satellitenbilder reichten, um den kleinen Landstrich einzufangen, der als einziger auf der Welt von sich behaupten kann, dass er genau so groß ist wie das Saarland.

Der Höhepunkt der Mission war aber am 8. Dezember. Da hat Maurer seinen Kolleginnen und Kollegen auf der Raumstation ein saarländisches Menü kredenzt: Kartoffelcremesuppe, Rehragout mit Mehlklößen, Kartoffeln und Speck und Rostige Ritter, die anderswo als Arme Ritter bekannt sind. Dazu muss man wissen, dass, gäbe es ein saarländisches Grundgesetz, der erste Artikel wohl mit dem Satz "Hauptsach' gudd' gess'" begänne.

Hauptsache gut gegessen, das gilt für einen Saarländer selbst dann, wenn er die Mahlzeit aus weltraumtauglichen Blechdosen herauspuhlen muss. Klar, die größte Errungenschaft der saarländischen Hochkultur wäre es gewesen, einen sogenannten Schwenker an Bord der ISS zu bringen, ein dreibeiniges aus Edelstahl gefertigtes Gestell, an dem oben an einer Kette ein beweglicher Grillrost befestigt ist. Auf diesem Rost liegen meist Schweinenackensteaks, die man übrigens ebenfalls Schwenker nennt. Allerdings ist das Schwenken in der Schwerelosigkeit von der Wissenschaft bisher noch unzureichend erforscht und so musste Maurer auf dieses Stück Heimat erst mal verzichten. Gut möglich, dass er zur Begrüßung einen Schwenker vorgesetzt bekommt, wenn er nach seiner Landung alsbald zurückkommt ins Saarland.

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