Süddeutsche Zeitung

Plastikverbot:Sind Luftballons nicht mehr zeitgemäß?

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Von Martin Zips

Und, peng, schon war auch dieser Traum geplatzt. Ein Shitstorm hatte das Stadtmarketing Elmshorn erreicht. Elmshorn, das ist eine reizende Stadt in Schleswig-Holstein mit knapp 50 000 Einwohnern und zwei Promis: Der Tennisspieler Michael Stich und der Koch Tim Mälzer stammen von hier. Es gibt drei Radwanderwege, ein Stadttheater und im Advent einen Lichtermarkt, von dem aus in den kommenden Tagen 500 bunte Luftballons mit Hunderten Kinderwünschen in den Himmel steigen sollten. Eigentlich. Doch Umweltschützer hatten was dagegen.

Nach Plastiktüten und Fischernetzen nähmen Luftballons "Platz 3 des tödlichsten Meeresmülls ein", so stand es gerade in einer Erklärung des Bund Naturschutz, Landesverband Schleswig-Holstein. "Die Tiere strangulieren sich an den Schnüren oder verwechseln die Ballons und ihre Reste mit Futter." Also: Abstand nehmen von solchen Aktionen und lieber "Bändertänze" aufführen oder "Riesenseifenblasen" steigen lassen, so der Rat. "Unsere Aktion ist offenbar nicht mehr zeitgemäß", seufzt nun Manuela Kase vom Stadtmarketing Elmshorn. Mehr als hundert Protestmails habe sie wegen der Ballon-Idee erhalten. "Jetzt machen wir halt nichts - und dann überlegen wir mal."

Kinder, es sieht nicht gut aus für den Luftballon! Dabei hat er einst so viele begeistert - von Hatschi-Bratschi bis Nena, von Michael Faraday bis Otto Lilienthal. Doch nun droht auch ihm das Ende. Dem Alu-Folienballon schon deshalb, weil er ständig in den Oberleitungen irgendwelcher S-Bahnen Kurzschlüsse verursacht. Und dem Gummiballon, weil er impotent macht, Krebs auslöst und Tiere tötet.

Nur noch eine Frage der Zeit, bis Hochzeits-, Friedens-, Protest- und Gedenkballons, Wasserbomben und Furzkissen für immer verschwunden sind. Hätte Elmshorn nicht einfach chinesische Papiertüten in den Himmel steigen lassen können? Frau Kase grummelt: "Ach, die sind doch auch verboten." Nur Supermarkt-Bananen in Plastikschachteln sind erlaubt. Und Kondome. Wer weiß, wie lange noch.

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Quelle:
SZ vom 12.12.2018
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