Süddeutsche Zeitung

Kurioses aus der Kirche:Das geht aufs Haus

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Die Bibel auf einem einzigen Bierdeckel? Geht nicht. Oder doch? Wie die evangelische Landeskirche in Hessen und Nassau Erstaunliches vollbrachte.

Von Martin Zips

Und hier noch ein rascher Überblick über die bunte Nachrichtenlage des Mittwochs. Zeitraum: 11.38 Uhr bis 12.48 Uhr. 1. Der französische Kosmetikkonzern L'Oréal will künftig Haare im Reagenzglas züchten. 2. In Norwegen sollen Kinder bald ab sechs Jahren ihr amtliches Geschlecht ändern dürfen. 3. In Mexiko kommt das weltweit erste Baby zur Welt, das Genmaterial von drei Elternteilen hat. 4. Der US-amerikanische Milliardär Elon Musk möchte den Mars großflächig besiedeln. 5. Die evangelische Kirche in Hessen und Nassau startet die Aktion "Bibel auf Bierdeckel".

Gar nicht so einfach für die Kirchen, in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels mit wichtigen Botschaften Gehör zu finden. Aber bei "Bibel auf Bierdeckel", da bleibt man schon hängen. Wie bitte wollen die Protestanten 738 765 Wörter auf ein Pappstück von nur wenigen Quadratmillimetern pressen? Friedrich Merz ist da ja schon mit seiner Einkommensteuer gescheitert. Aber vielleicht hat ein Milliardär einen neuen Spezialdrucker erfunden, oder einem französischen Kosmetikkonzern ist es endlich gelungen, die Heilige Schrift im Reagenzglas zu züchten.

Doch halt, alles ist anders. Auf den Bierfilzen, die die Protestanten gerade an alle Haushalte ihrer Landeskirche verschicken, ist nämlich kaum mehr als die Kernaussage des Neuen Testaments zu lesen: "Liebe Gott. Liebe Dich selbst. Liebe die Anderen." Das kriegt man auf jedem Deckel hin. Nur: Was machen die Gläubigen mit diesen Deckeln? Stecken sie sie in die Speichen ihres Bonanza-Fahrrads? Bauen sie damit Spitzgiebel auf den Küchentisch?

In ihrer Impulspost gibt die Landeskirche in Hessen und Nassau in dieser Angelegenheit wichtige Hinweise. Ihre Mitglieder, wünscht sie sich, sollten die Deckel ins Gasthaus oder die Bar mitnehmen und dort zum Beispiel mit einem "bärtigen Hipster-Typ" (David Guetta? Heufer-Umlauf?) "unkompliziert ins Gespräch kommen". Man könne auch "am Stammtisch Menschen zu einem Getränk einladen, das auf den Deckel der Kirche geht". Da bleibt nur noch die Frage, wer am Ende die Zeche zahlt.

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Quelle:
SZ vom 29.09.2016
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