Süddeutsche Zeitung

Künstliche Befruchtung:Volljährig und immer noch ein Baby

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18 Jahre lang schlummerte die befruchtete Eizelle einer Israelin im Eis. Nun ist das Baby zur Welt gekommen - und hat schon zwei jüngere Schwestern.

Eine Israelin hat 18 Jahre nach dem Einfrieren einer befruchteten Eizelle ein Mädchen zur Welt gebracht. Die 41-Jährige habe 1993 im Rahmen einer künstlichen Befruchtung mehrere Embryonen einfrieren lassen, schrieb die israelische Zeitung Jediot Achronot am Mittwoch. "Damals gelang es mir nicht, schwanger zu werden, und ich war sehr verzweifelt", erzählte die Unternehmerin dem Blatt zu ihren frühen Versuchen, Mutter zu werden.

Sie habe die Behandlung aufgegeben und sei dann überraschend doch schwanger geworden: Zwei Töchter, heute 14 und 16 Jahre alt, seien auf natürliche Weise gezeugt worden. Der Wunsch nach einem weiteren Kind habe dann zu neuen, vergeblichen Versuchen der künstlichen Befruchtung geführt. "Ich hatte nur noch ein tiefgefrorenes Reagenzglas und wollte einen letzten Versuch unternehmen", sagte die Frau. "Und dann, im Alter von 40 Jahren, ist mir das Wunder passiert." Streng genommen sei Baby Schirel (Hebräisch für Lied Gottes), das am Samstag in Afula im Norden Israels zur Welt kam, ihre älteste Tochter: "Ich halte ein 18 Jahre altes Baby im Arm."

Gynäkologieprofessor Elasar Schalev von der Technion-Hochschule in Haifa sagte der Zeitung, es schade Embryonen nicht, wenn sie lange tiefgefroren blieben. Eine US-Studie habe im vergangenen Jahr 11.768 Fälle von tiefgefrorenen Embryonen untersucht, die schließlich in die Gebärmutter eingepflanzt worden seien. Es seien keine Nachteile von "älteren" im Vergleich zu "jüngeren" befruchteten Eizellen bekannt. In den USA hatte 2010 eine 42-jährige Frau einen kleinen Jungen zur Welt gebracht, der aus einem fast 20 Jahre lang eingefrorenen Embryo herangewachsen war. So lange sei noch kein Embryo eingefroren und nach dem Wiederauftauen erfolgreich implantiert worden, berichtete die Fachzeitschrift Fertility and Sterility damals.

Israel gilt weltweit als eines der führenden Länder im Bereich der künstlichen Befruchtung, die Gesetzgebung ist vergleichsweise liberal. Eine Israelin wurde sogar fast zwei Jahre nach ihrem Tod Mutter, nachdem eine Leihmutter einen eingefrorenen Embryo der 2009 an Krebs gestorbenen Frau ausgetragen hatte. In Deutschland hatte ein ähnlicher Fall dagegen ein trauriges Ende: Eine junge Witwe hatte vor dem Oberlandesgericht Rostock das Recht auf neun eingefrorene Eizellen erstritten. Sie waren vor dem Unfalltod ihres Mannes mit dessen Samen befruchtet worden. Es kam jedoch nicht zur Schwangerschaft, weil keine der Eizellen überlebte.

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