Süddeutsche Zeitung

Kriminalität:Razzia gegen Rockergruppe "Osmanen Germania"

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Mit einer Razzia in drei Bundesländern ist die Polizei gegen die türkischstämmige Rockergruppe "Osmanen Germania" vorgegangen. Dem Bundesinnenministerium zufolge besteht der Verdacht, dass der offiziell als Boxclub auftretende Verein illegale Aktivitäten entfalten könnte. Im Moment haben die "Osmanen" 22 Ortsgruppen in ganz Deutschland mit insgesamt etwa 300 Mitgliedern, die Mehrheit davon in Nordrhein-Westfalen.

Der Verein behauptet, Jugendliche "von der Straße holen" zu wollen. Tatsächlich falle der Club durch gewalttätige Gebiets- und Machtkämpfe auf, teilte das Bundesinnenministerium mit. In der Vergangenheit sei es mehrfach zu schweren Körperverletzungs- und versuchten Tötungsdelikten gekommen. "Bund und Länder zeigen mit den heutigen Maßnahmen, dass wir kriminelle Aktivitäten egal vor welchem gesellschaftlichen Hintergrund nicht dulden", erklärte der geschäftsführende Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU).

Der Schwerpunkt der Razzia lag in Nordrhein-Westfalen. Einsätze gab es unter anderem in Duisburg, Essen, Köln, Recklinghausen und Wuppertal. Es sei darum gegangen, Informationen zu sammeln, um gegebenenfalls ein vereinsrechtliches Verbot durchzusetzen, heißt es aus dem nordrheinwestfälischen Innenministerium. Es gebe Hinweise auf organisierte Kriminalität wie etwa Drogenhandel, Prostitution oder Schutzgelderpressung. Bei der Durchsuchung von mehr als 40 Wohnungen und Geschäftsräumen in 20 Städten stellten die Ermittler zahlreiche Kutten, Datenträger, Schriftstücke, aber auch Waffen und Drogen sicher. "Wir beobachten die Szene sehr genau und lassen uns von diesen Organisationen nicht blenden", sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU).

In NRW war es vor einem Monat bei einem Einsatz gegen die Gruppierung zu einem tödlichen Zwischenfall gekommen. Der 43-jährige frühere "Präsident" der "Osmanen Germania" in Wuppertal war von einem SEK-Beamten erschossen worden. Gegen den Polizisten wird ermittelt.

Die Behörden waren schon in der Vergangenheit mit Razzien und Festnahmen gegen die im Jahr 2015 gegründete "Osmanen Germania" vorgegangen. Im Dezember erhob die Staatsanwaltschaft in Stuttgart Anklage gegen acht mutmaßliche Mitglieder der Gruppe wegen versuchten Mordes und versuchten Totschlags.

Die Rockergruppe hat nach Einschätzung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums außerdem Verbindungen zur türkischen Regierungspartei AKP und zum Umfeld des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan - das würden Fotos in sozialen Netzwerken belegen. Die Gruppierung vertrete türkisch-nationalistische und rechtsextremistische Positionen.

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