Süddeutsche Zeitung

Niederländisches Königshaus:Jährlich lächeln die Monarchen im Schnee

Lesezeit: 2 min

Schon vor 60 Jahren begann die niederländische Königsfamilie mit der Tradition, Pressefotografen in den Skiurlaub nach St. Anton einzuladen. Das ist ziemlich klug.

Von Max Sprick

Die niederländische Königsfamilie hat ihren alljährlichen Skiurlaub in Lech am Arlberg angetreten. Üblicherweise bleibt sie zwei Wochen in Österreich, berichten lokale Medien. So geht das schon seit Jahren: Insbesondere vom ersten Tag im Schnee derer von Oranien-Nassau gibt es jedes Jahr offizielle Fotos, die gerne gedruckt oder gepostet werden.

Die Hochwohlgeborenen lösen damit alljährlich gewissermaßen ein Problem, das jeder kennt, der als Gruppe in Skiurlaub fährt. Wenn die Sonne strahlt, Schnee und Piste wie im Bilderbuch erscheinen lässt, man umherkurvt und sich denkt: Jetzt bräuchte es im sagenhaften Bergpanorama dringend ein Gruppenbild, zur Erinnerung, für die Daheimgebliebenen, für Instagram. Doch dann ist da niemand, der fotografieren könnte. Irgendwann hält man einen Fremden an, der sich bereit erklärt, doch da lauert das nächste Problem, verursacht durchs Smartphone und seine immer besser werdende Kamera. Kurz in die Sonne gelächelt und gewinkt, wischt man danach plötzlich über, sagen wir: 60 Aufnahmen hinweg. Die alle das Gleiche zeigen, wenn auch nicht dasselbe. Sie unterscheiden sich höchstens durch geschlossene Augen bei dem einen oder den geöffneten Mund bei dem anderen Gruppenmitglied. Weiterwischen.

Beatrix, damals noch niederländische Prinzessin, mit Gatte Prinz Claus und dem kleinen Willem-Alexander (links) sowie dessen Brüdern 1972.

2006 posiert König Willem-Alexander mit Gattin Máxima neben den damals noch im Schlitten sitzenden - und noch nicht auf Ski stehenden - Kindern Catharina-Amalia und Alexia.

Katalog-Material: König Willem-Alexander, Prinzessin Alexia und Máxima bei der Abfahrt im Jahr 2016.

2019: Etwas weniger Katalogtauglich - und Willem-Alexander und Máxima immer noch ohne Helm.

Ein gutes Foto aber ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut. Hat einst der Magnum-Fotograf Henri Cartier-Bresson gesagt, lange bevor Foto-Sichten zum Bingewatching wurde.

Schon vor einer ganzen Weile (1959, um genau zu sein) begannen die niederländischen Royals ihre Tradition. Nur dass sie keine Fremden um Fotos bitten, sondern Pressefotografen einladen. Die dann, jahrein, jahraus, das immer fast gleiche Familienporträt knipsen. Im Grunde könnte man über die vielen, vielen Familienfotos (am Montag wurde schon das 60. geschossen) hinwegwischen, ohne länger als eine Sekunde zu verweilen.

Doch dann sieht man dieses Bild von 1972 und merkt wieder, dass ein gutes Foto auch eine Geschichte erzählen muss. Hier die von Königin Beatrix, wie sie Prinz Willem-Alexander aufrecht hält. Sie freudig lächelnd, er verkrampft strammstehend, sich an seinen Stöcken festklammernd. So sieht jemand aus, der dem Babyhügel endlich entwachsen und bereit für seine erste Abfahrt ist, nicht wahr?

Über die Jahre und Skifotos hinweg stellt der Betrachter außerdem fest: Willem-Alexander nimmt die Rolle seiner Mutter ein, als Staatsoberhaupt und als derjenige, der auf Fotos am deutlichsten "Cheeeese" ruft. Wie 2006, mit Königin Máxima und den Töchtern Alexia und Catharina-Amalia, die noch zu jung für Skier auf einem Schlitten posieren. Und schließlich 2019, wo nun Beatrix die Stöcke hält und der König seinen Neffen, Graf Claus-Casimir, in den Schnee wirft, statt ihn zu halten.

Das alljährliche Pressefoto erfüllt für die Königsfamilie aber auch einen ernsthaften Sinn: Sie will im Urlaub Ruhe und ohne Rummel über die Pisten wedeln. Wie eine ganz normale Familie.

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Quelle:
SZ vom 26.02.2019
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