Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Kwartier Latäng

Eigentlich das Univiertel der Stadt Köln. An diesem 11.11. aber mal wieder etwas anderes.

Von Christian Wernicke

Böse Kölner Zungen behaupten, das "Kwartier Latäng" sei auf dem Weg zurück in seinen Urzustand - einen Sumpf. Denn zumindest die Äcker und Wiesen am Nordrand des Viertels (französisch: Quartier, Kölsch: Veedel) galten noch vor 200 Jahren als stinkendes Feuchtgebiet. Heute gerät das dicht bebaute Veedel auf der Rückseite der Universität immer wieder in Verruf, als Party- und Saufmeile junger Karnevalisten: Jeweils am 11.11. und an Wieverfastelovend (Deutsch: Weiberfastnacht) streben Zehntausende Richtung "Zülpi," die Zülpicher Straße. Die Polizei muss diesen Kneipen- und Kiosk-Hotspot regelmäßig abriegeln; in diesem Jahr bezahlt die Stadt sogar eigens eine Miesmacher-Kampagne, um Besucher abzuschrecken. 10 000 bis 15 000 Menschen leben im Kwartier Latäng, schätzt Andreas Hupke, der Bezirksbürgermeister der Kölner Innenstadt. Genau weiß das niemand, weil die exakten Grenzen der Feierzone nicht definiert sind. Fixpunkte wie die Kneipe "Bei Oma Kleinmann" oder das Theater in der "Filmdose" bleiben an diesem 11.11. geschlossen, aus Sorge um die eigene Sicherheit. Der Kwartiers-Name kam vor einem halben Jahrhundert auf. Er bezieht sich auf das Quartier Latin, das Univiertel von Paris - eine typisch kölsche Anmaßung.

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