Süddeutsche Zeitung

Kanada:"Dieses eklige, dreckige Feuer"

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In Kanada zerstört ein gewaltiger Brand eine ganze Stadt. Rund 90000 Menschen müssen evakuiert werden - Verkehrsstaus und Benzinknappheit sorgen für zusätzliche Probleme.

Darby Allen ist der Chef der Feuerwehr in der kanadischen Stadt Fort McMurray, ein grauhaariger, erfahrener Feuerwehrmann, dessen Gesicht in Kanada nun viele Menschen kennen, die vorher nie etwas von Fort McMurray gehört haben. Allens Foto wird derzeit zigfach verbreitet, verbunden mit pathetischem Dank: "Wenn der Kampf für die Rettung von Fort McMurray ein Gesicht hat, dann ist es das von Darby Allen", schrieb eine kanadische Nachrichtenseite. Allen selbst sagte, dies sei der schlimmste Tag seiner Karriere, "dieses eklige, dreckige Feuer" werde sich "auch noch den letzten Winkel" seiner Stadt holen. Das Feuer wütet seit Mittwoch in der Provinz Alberta derart heftig, dass alle 90 000 Einwohner von Fort McMurray evakuiert werden mussten. "Zum Glück wurde niemand verletzt, niemand starb", sagte Allen bei einer Pressekonferenz. Es handele sich um die größte wegen Bränden veranlasste Evakuierung in der Geschichte der Provinz, teilte das Rote Kreuz mit.

Immer wieder musste der kanadischen Tageszeitung Globe and Mail zufolge das Evakuierungszentrum verlegt werden, weil das Feuer sich mehr und mehr ausbreitete, zuletzt in die Stadt Lac La Biche, rund 300 Kilometer von Fort McMurray entfernt. Das auf einer Fläche von etwa 35 Fußballfeldern wütende Feuer zerstörte laut der Regierungschefin von Alberta, Rachel Notley, 1600 Gebäude. Für die Provinz wurde der Notstand ausgerufen.

Offenbar erschwerten Benzinknappheit und Staus die Evakuierung. Die mehr als 250 am Einsatz beteiligten Feuerwehrleute, neun Löschflugzeuge und zwölf Hubschrauber hatten zudem wegen ungünstiger Wetterbedingungen Schwierigkeiten, die Flammen in Schach zu halten. Das Feuer war schon am Wochenende südwestlich der Stadt ausgebrochen, starker Wind trieb die Flammen dann nach Fort McMurray. Die Provinz Alberta hatte 2015 die schlimmste Dürre seit 50 Jahren erlebt und leidet seit vergangener Woche unter einer Hitzewelle.

Das Gebiet rund um Fort McMurray ist für den Abbau von Ölsand bekannt. Die teerartige Substanz, die ähnlich aussieht wie klebriger Asphalt, lagert dort in riesigen Mengen etwa 30 Meter unter der Erdoberfläche. Mehrere Firmen mussten ihre Werke schließen; es wird erwartet, dass sich dies mittelfristig auch auf den Ölpreis auswirken könnte.

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SZ vom 06.05.2016 / min, dpa
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