Süddeutsche Zeitung

Italien:Autobahnbrücke eingestürzt

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Beim Einsturz einer Autobahnbrücke in der italienischen Stadt Genua sterben mindestens 35 Menschen. An der Brücke finden zur Zeit der Katastrophe Bauarbeiten statt.

Nach dem Einsturz einer vierspurigen Autobahnbrücke in der italienischen Hafenstadt Genua sind mindestens 35 Menschen ums Leben gekommen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf die Feuerwehr. Zuvor hatte Innenminister Matteo Salvini von 30 bestätigten Toten und Verletzten in ernster Verfassung gesprochen. Elf Überlebende seien aus den Trümmern geborgen worden, sagte Bürgermeister Marco Bucci dem Fernsehsender SkyTG24.

Die Morandi-Brücke auf der Autobahn A10, der berühmten Urlaubsverbindung "Autostrada dei Fiori", stürzte in mehr als 40 Metern Höhe auf einem zwischen 100 und 200 Meter langen Stück ein. Nach Berichten von Zeugen wurden Autos in die Tiefe gerissen, Lastwagen landeten im Fluss Polcevera. Zahlreiche Fahrzeuge wurden unter herabfallenden Trümmern begraben. Unter den Toten soll auch ein Kind sein. Der Polcevera-Viadukt, im Volksmund nach dem Architekten Riccardo Morandi auch Ponte Morandi genannt, überquert unter anderem Gleisanlagen und ein Gewerbegebiet im Westen von Genua. Mehr als 300 Rettungskräfte waren nach Angaben der Feuerwehr im Einsatz. In der Nähe der Brücke wurden nach dem Einsturz vorsichtshalber Gebäude evakuiert. Es bestehe das Risiko, dass weitere Teile einbrechen, berichtete Ansa unter Berufung auf Rettungskräfte vor Ort. Drei Krankenhäuser in Genua wurden in Alarmbereitschaft versetzt.

Verkehrsminister Danilo Toninelli sprach von einer "entsetzlichen Tragödie". Er schloss in einem Radio-Interview aus, dass Bauarbeiten an der Brücke Grund für den Einsturz seien. Vize-Regierungschef Luigi Di Maio sagte, der Staat werde alles unternehmen, um den Familien der Opfer zu helfen. Regierungschef Giuseppe Conte wurde am Abend in Genua erwartet. Kanzlerin Angela Merkel drückte den Menschen in Genua und in Italien ihre Anteilnahme aus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb seinem Amtskollegen Sergio Mattarella‎: "Wir wünschen den Rettungs- und Bergungskräften in dieser schwierigen Situation, in der ‎das Ausmaß des Unglücks noch nicht absehbar ist, die nötige Kraft für die Bewältigung ihrer ‎Aufgaben.‎ Unsere Gedanken sind bei den Opfern des Unglücks und ihren Angehörigen." Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, das Generalkonsulat Mailand stehe in engem Kontakt mit den italienischen Behörden, um Informationen auch zu eventuellen deutschen Opfern zu sichern. Weitere Angaben konnten nicht gemacht werden. "Wir sind bestürzt über die schockierenden Bilder aus Genua", twitterte Außenminister Heiko Maas (SPD). Auf einem Video, das die italienische Polizei ins Internet stellte, sind die beiden Seiten der abgebrochenen Brücke zu sehen. Zwischen beiden Teilen klafft eine riesige Lücke. In einem anderen Video sind Stimmen von Menschen zu hören, die aus der Ferne den Einsturz sehen und geschockt aufschreien.

Zum Zeitpunkt der Tragödie waren nach Angaben der Betreibergesellschaft Autostrade per Italia Bauarbeiten im Gange. Wie das Unternehmen am Dienstag auf seiner Homepage mitteilte, sei an der Sohle des Polcevera-Viadukts gearbeitet worden. Auf der Brücke selber habe ein Baukran gestanden. Der Zustand der Brücke sowie der Fortgang der Renovierung seien immer wieder kontrolliert worden. Erst wenn ein gesicherter Zugang zur Unfallstelle möglich sei, könne Näheres über die Ursachen des Einsturzes gesagt werden, teilte das Unternehmen weiter mit.Der "Viadotto Polcevera" war nach vierjähriger Bauzeit 1967 vom damaligen Staatspräsidenten Giuseppe Saragat eröffnet worden. Der Viadukt mit einer Gesamtlänge von 1182 Metern überquert ein Industriegebiet und stützt sich auf drei Betonpfeiler. Das längste Teilstück ist 210 Meter lang.

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SZ vom 14.08.2018 / dpa
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