Süddeutsche Zeitung

Indonesien:Gefängnisstrafe im "Peterporn"-Prozess

Lesezeit: 1 min

Nazril Ariel Irham, Sänger der indonesischen Band "Peterpan", ist zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Zum Verhängnis wurden ihm private Filmaufnahmen - und ein neues Pornographie-Gesetz.

Vor zahlreichen fassungslosen Fans ist in Indonesien ein Rockstar wegen pikanter Sexvideos zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Viele Frauen stießen im überfüllten Gerichtssaal einen Schrei des Entsetzens aus, als die Richter in Bandung auf der Insel Java eine dreieinhalbjährige Haftstrafe gegen den Sänger Nazril Ariel verhängten. In dem Verfahren ging es um Sexvideos, die den 29-jährigen Frontmann der Erfolgsband Peterpan beim Sex mit seiner Freundin Luna Maya, einer Schauspielerin, und mit der bekannten Fernsehmoderatorin Cut Tari zeigen. Die Videos waren im Internet veröffentlicht und von Millionen Menschen gesehen worden.

Ariel ist als erste prominente Persönlichkeit Indonesiens schuldig befunden worden, gegen das seit 2008 bestehende Gesetz gegen Pornographie verstoßen zu haben. Das sieht für Produktion, Verbreitung und Handel mit pornographischen Inhalten bis zu zwölf Jahre Haft vor.

Der Sänger sagte zu seiner Verteidigung, die Videos seien ihm gestohlen und ohne sein Wissen ins Internet gestellt worden. Die Richter warfen dem Angeklagten jedoch vor, er habe "nachlässig" gehandelt und "anderen die Gelegenheit gegeben, Pornovideos herzustellen und zu verbreiten". Außerdem habe der 29-Jährige keinerlei Reue gezeigt. Neben der Gefängnisstrafe wurde Ariel auch zu einem Bußgeld in Höhe von umgerechnet rund 18.000 Euro verurteilt.

Ariel reagierte äußerlich ruhig auf die Urteilsverkündung. Auf die Frage von Journalisten, ob er Berufung einlegen werde, sagte er: "Ich werde darüber nachdenken".

Tumulte vor dem Gerichtsgebäude

Vor dem Gerichtsgebäude kam es zu Zusammenstößen zwischen Fans des Popstars und Mitgliedern des islamistischen Lagers. Ariels Fans verweisen darauf, dass die einschlägigen Aufnahmen in dessen eigenen vier Wänden entstanden seien. Die Islamisten entgegneten, Ariels Aktivitäten begünstigten den Verfall moralischer Sitten in dem muslimisch geprägten Land.

Der "Peterporn"-Skandal hatte in Indonesien eine Debatte über die strengen Sittengesetze ausgelöst. Das Anti-Pornographie-Gesetz wurde 2008 gegen den heftigen Widerstand von säkularen Gruppen und religiösen Minderheiten durchgesetzt, zunächst aber sehr lax gehandhabt. Beobachter vermuten hinter dem Kurswechsel ein Zugeständnis der Regierung an die sittenstrengen islamischen Parteien.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1053292
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/dapd/AFP/kat
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.