Süddeutsche Zeitung

Helikopterabsturz in London:Pilot flog trotz Wetterwarnung

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Er missachtet die Warnungen seines Kunden und steigt trotzdem in den Hubschrauber - wenig später ist der Pilot tot: Ein erster Zwischenbericht enthüllt Details über den Helikopterabsturz in der Londoner Innenstadt.

Kein Auftrag sei zu groß für ihn gewesen, sagen seine Freunde angeblich über Peter Barnes. Der Hubschrauberpilot kam bei dem Absturz seiner Maschine in der Londoner Innenstadt am 16. Januar ums Leben. Der erste Bericht über den Hergang des Unglücks, den die Ermittler der britischen Air Accidents Investigation Branch nun vorlegten, scheint diese Aussagen zu bestätigen - und deutet darauf hin, dass die Risikobereitschaft des Mannes an jenem Tag in Leichtsinn umschlug.

Barnes' Kunde an diesen Morgen, der Mode-Unternehmer Richard Caring, wollte vom Flughafen Elstree in Hertfordshire nahe London nach Nordengland fliegen; doch um 7.18 Uhr rief er den befreundeten Hubschrauberpiloten an, um über das Wetter zu diskutieren. Dichter gefrierender Nebel lag über der ganzen Hauptstadt.

In einem zweiten Telefonat wenig später riet Caring Barnes davon ab, zu starten. Doch der Pilot schlug die Warnung in den Wind und schickte eine SMS: "Ich komme trotzdem. Und wenn ich auf einem Acker landen muss."

Knapp eine halbe Stunde später war Peter Barnes tot.

Barnes war vom Redhill Aerodrome in Surrey gestartet; musste nach 20 Minuten aber einsehen, dass im Himmel über Hertfordshire kein Durchkommen war. Der frühere Polizei- und Rettungspilot bat um Erlaubnis, stattdessen auf dem Battersea Heliport am Südufer der Themse zu landen. Momente, nachdem sie ihm erteilt wurde, kollidiert der Helikopter mit einem Kran auf der Hochhaus-Baustelle von The Tower - dort soll eines der höchsten Wohngebäude Europas entstehen. Der Hubschrauber kommt ins Taumeln und stürzt mitten in den Berufsverkehr im Stadtteil Vauxhall. Ein 39 Jahre alter Mann aus Südlondon, der auf dem Weg zur Arbeit war, kommt bei dem Absturz ums Leben, etwa ein Dutzend Menschen werden verletzt.

Bis der Abschlussbericht der Ermittler vorliegt, dürfte es noch einige Monate dauern. Die Vollversion des Zwischenberichts finden Sie hier.

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