Süddeutsche Zeitung

Reaktionen auf Weinstein-Urteil:"Unser Kampf ist noch lange nicht vorbei"

Lesezeit: 2 min

Nach dem Schuldspruch gegen den früheren Filmproduzenten Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen haben Schauspielerinnen und Frauenrechtlerinnen das Urteil als großen Erfolg gefeiert. Damit sei eine "neue Ära der Justiz" eingeleitet worden, sagte Tina Tchen, Präsidentin der Stiftung "Time's Up", die gegen sexuelle Belästigung kämpft, am Montag laut Mitteilung.

Die Stiftung veröffentlichte am Montag eine gemeinsame Mitteilung von 23 Frauen, die Weinstein sexuelle Übergriffe vorwerfen, darunter prominente Schauspielerinnen wie Ashley Judd und Rosanna Arquette. Sie beklagten, dass Weinstein nicht in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen worden sei, verwiesen aber auf einen anstehenden weiteren Strafprozess gegen den ehemaligen Hollywood-Mogul. In Los Angeles erwartet ihn ein weiterer Prozess, weil er in der Woche der Verleihung der Oscars 2013 eine Frau vergewaltigt und einen weiteren sexuellen Übergriff verübt haben soll. "Unser Kampf ist noch lange nicht vorbei", hieß es in der Erklärung. Ohne die Aussagen der "mutigen Frauen" wäre die Verurteilung nicht möglich gewesen, betonte Tarana Burke, Gründerin der MeToo-Bewegung gegen sexuelle Belästigung, in einer Mitteilung.

"Ich hoffe, Frauen werden die Bedeutung dieses Urteils heute verstehen"

Weinstein war am Montag von einer Jury in einem Gericht in New York City wegen sexueller Nötigung und Vergewaltigung schuldig gesprochen worden. Dem 67-Jährigen droht nun jahrelange Haft. Im schwersten Anklagepunkt des "raubtierhaften sexuellen Angriffs" sah ihn die Jury jedoch als nicht schuldig an.

Bezirksstaatsanwalt Cyrus Vance lobte die Entscheidung der Jury. "Dieser Tag ist ein großer Tag", sagte er am Montag im New Yorker Gericht. Das Urteil der zwölf Geschworenen sei zu respektieren und habe eine Signalwirkung für Opfer sexueller Gewalt, dass die Justiz ihnen glaube. "Ich hoffe, Frauen werden die Bedeutung dieses Urteils heute verstehen."

Der Journalist Ronan Farrow, dessen Berichterstattung über Harvey Weinstein maßgeblich zum Start der MeToo-Bewegung beitrug, hat nach dem Urteil gegen den früheren Hollywood-Mogul den Mut der Opfer gewürdigt. "Das heutige Urteil des New Yorker Prozesses gegen Harvey Weinstein ist das Ergebnis der Entscheidung mehrerer Frauen, sich mit hohen persönlichen Risiken an Journalisten und Staatsanwälte zu wenden", schrieb Farrow am Montag bei Twitter.

Mit seinem 2017 im Magazin New Yorker veröffentlichten Artikel über die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Weinstein hatte Farrow zu einem öffentlichen Aufschrei und zur weltweiten MeToo-Bewegung beigetragen. Weinstein selbst hatte versucht, die Berichterstattung zu verhindern, und sogar eine Sicherheitsfirma auf Farrow angesetzt. Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen Weinstein sexuelle Übergriffe vorgeworfen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4817709
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.