Süddeutsche Zeitung

Sexuelle Gewalt:Neue Vorwürfe gegen Harvey Weinstein

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Während der ehemalige Filmproduzent seine Strafe in New York absitzt, wird in Los Angeles ein weiterer Prozess gegen ihn vorbereitet.

Dem früheren Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein droht ein weiterer Prozess in Kalifornien. Eine Frau, die nicht namentlich genannt wurde, habe Vorwürfe wegen eines angeblichen sexuellen Übergriffs in einem Hotel in Beverly Hills im Mai 2010 vorgebracht, teilte die Staatsanwaltschaft in Los Angeles am Freitag mit. Da der Vorfall noch innerhalb der Verjährungsfrist von zehn Jahren liege, wurde er in das seit Jahresbeginn laufende Verfahren aufgenommen. "Wir arbeiten weiter daran, unseren Fall zu untermauern", sagte Bezirksstaatsanwältin Jackie Lacey in einer Mitteilung. Sie würde weiter Hinweisen nachgehen und bei neuen Beweisen die Anklage erweitern.

Im Januar hatte die Staatsanwaltschaft in Los Angeles gegen Weinstein in zwei Fällen Anklage wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung erhoben. Diese Vorwürfe stammen von zwei Frauen, die im Jahr 2013 in Hotels in Beverly Hills Opfer von Übergriffen geworden sein sollen. Im Falle eines Schuldspruchs drohen Weinstein knapp 30 Jahre Haft. Die Ankläger gaben am Freitag zudem Ermittlungen in zwei weiteren Fällen bekannt. Es ging dabei um Vorwürfe von zwei Schauspielerinnen gegen Weinstein im Zeitraum von 2004 bis 2014. Es werde in diesen Fällen aber nicht zu einer Anklage kommen, weil die angeblichen Opfer in einem Verfahren nicht aussagen wollten, teilte die Behörde mit.

Für den Prozess in Los Angeles haben die dortigen Behörden Schritte für die Auslieferung Weinsteins nach Kalifornien eingeleitet. Ein Termin für sein Erscheinen vor Gericht an der US-Westküste steht aber noch nicht fest.

In New York war Weinstein Ende Februar von einer Jury wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung für schuldig befunden und im März zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Er sitzt diese Strafe in einem Gefängnis im Bundesstaat New York ab, derzeit in Isolation, da er mit dem Coronavirus infiziert ist. In dem aufsehenerregenden Prozess ging es vor allem um zwei Vorwürfe: Weinstein soll 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen und die heutige Friseurin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben.

Insgesamt haben Dutzende Frauen dem Produzenten sexuelle Übergriffe vorgeworfen und damit die #metoo-Bewegung ausgelöst. Infolgedessen begannen Millionen Frauen auf der ganzen Welt, öffentlich über ihre Erfahrungen mit sexueller Gewalt und Sexismus zu sprechen.

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dpa/bavo
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