Süddeutsche Zeitung

Hamburg:Handschlag-Streit jetzt auch an Hamburger Schule

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Der Handschlag-Streit geht in eine neue Runde, aktueller Schauplatz ist Hamburg. Ein muslimischer Schüler habe sich geweigert, die Hand seiner Lehrerin zu nehmen, als sie ihm zum bestandenen Abitur gratulieren wollte, berichtet die Hamburger Morgenpost. Er habe die Frau jedoch nicht einfach stehen lassen, sondern ihr stattdessen sein Handgelenk angeboten. Danach bat er um ein Gespräch, in dem er den religiösen Hintergrund seines Handelns erklärte.

Die Ankündigung, bei der Zeugnisübergabe auch der Schulleiterin nicht die Hand geben zu wollen, ging für einige Lehrer der Altonaer Stadtteilschule dann offenbar zu weit: Sie hätten den Ausschluss des Schülers von der Veranstaltung verlangt, berichtet das Hamburger Abendblatt. Eine Forderung, auf die Schulleiterin Andrea Lüdtke nicht eingehen wollte.

Mehrere Lehrer entschieden sich deshalb, der Abifeier fernzubleiben. "Das war sehr schade", zitiert das Abendblatt die Schulleiterin. Es sei eine harmonische Feier gewesen - und der Schüler habe ihr am Ende doch noch die Hand gegeben.

Der Streit erinnert an zwei ähnliche Vorfälle der vergangenen Monate:

Im Juni war ein Elterngespräch an einer Berliner Privatschule eskaliert. Eine Lehrerin hatte die Eltern eines Schülers zum Gespräch gebeten. Der Vater, ein Imam, erklärte zu Beginn des Termins, der Lehrerin nicht die Hand geben zu können. Diese beendete das Gespräch vorzeitig und forderte, der Imam müsse sich "der Kultur anpassen". Der Mann erstattete Anzeige und nahm seinen Sohn von der Schule.

Zuvor war das Thema im schweizerischen Therwil an die Öffentlichkeit gelangt. Dort weigerten sich Anfang des Jahres zwei Schüler, ihrer Lehrerin die Hand zu reichen, ebenfalls aus religiösen Gründen. Die Schulbehörde entschied schließlich, dass der Handschlag eingefordert werden darf: Schweizer Schüler müssen ihren Lehrerinnen die Hand geben, auch wenn ihr Glaube das ihrer Meinung nach verbietet.

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Sz.de/feko
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