Süddeutsche Zeitung

Gorch-Fock-Affäre:Kadettin soll nicht diensttauglich gewesen sein

Die tödlich verunglückte Soldatin war offenbar zu klein für den Dienst auf der "Gorch Fock" - und außerdem zum Unfallzeitpunkt übergewichtig. Sie hätte gar nicht in die Takelage klettern dürfen.

Die im November an Bord des Segelschulschiffs Gorch Fock ums Leben gekommene Offiziersanwärterin Sarah Lena S. war offenbar zum Unfallzeitpunkt nicht diensttauglich. Die 1,58 Meter große Soldatin habe 83 Kilo gewogen und hätte an der Übung nicht teilnehmen dürfen, bei der sie aus der Takelage des Großseglers stürzte, berichtet die Bild-Zeitung.

Aus ersten Untersuchungsergebnissen der Marine, die dem Blatt vorliegenden, gehe hervor, dass die 25-jährige Soldatin am Unfalltag nicht borddiensttauglich war. Die Zeitung zitiert aus dem Bericht: "Weiterhin ist festzustellen, dass S. Aufgrund ihres Körpergewichts am Unfalltag zusätzlich nicht borddienstverwendungsfähig gewesen wäre. Die Obduktion ergab ein Körpergewicht, welches in Relation zur Körpergröße eine Borddienstverwendungsfähigkeit ausgeschlossen hätte."

Zudem soll ein Ausbilder das Aufentern der Kadettin nicht für ratsam gehalten haben. "Die Frage unter anderem der Borddienstverwendungsfähigkeit der Offiziersanwärterin ist Gegenstand der staatsanwaltschaflichen Prüfungen", sagte eine Sprecherin der Kieler Staatsanwaltschaft.

Die Anklagebehörde stehe in engem Kontakt zum Verteidigungsministerium und den nachgeordneten Dienststellen. Nach dem Tod der Offiziersanwärterin war es auf der Gorch Fock im November zu einem schweren Zwischenfall gekommen, der mehreren Soldaten den Vorwurf der Meuterei einbrachte. Derzeit ist das Schiff auf dem Weg nach Deutschland, wo es nicht vor Ende April zurückerwartet wird.

Ein Untersuchungsteam der Marine befragt derzeit an Bord die Soldaten, um Vorwürfe unzumutbarer Lebens- und Arbeitsbedingungen an Bord zu klären. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte den Dreimaster im Januar nach Deutschland zurückbeordert. Das Schiff wird nicht vor Ende April in seinem Heimathafen Kiel zurückerwartet.

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dapd/dpa/blg
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