Süddeutsche Zeitung

Gérard Depardieu in Werbe-Spot:Der russische Patriot sagt nicht Bitte

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Gérard Depardieu macht Werbung für die russische Kollektion einer Uhren-Firma und spielt den Patrioten als zwielichtige Gestalt. Schauspielerisch überzeugend - aber was redet er da?

Von Antonie Rietzschel

So sieht er also aus, der russische Patriot: Er lächelt dämonisch, leckt sich die Lippen. Gespielt wird er von einem Franzosen. Vor fast zwei Jahren hat Präsident Wladimir Putin dem Schauspieler Gérard Depardieu die russische Staatsbürgerschaft geschenkt. Damals hatte der noch gesagt "Ich besitze einen russischen Pass, aber ich bin Franzose."

Von dieser Haltung hat sich Dépardieu mittlerweile offenbar verabschiedet. Derzeit posiert er für den Schweizer Uhren-Hersteller "Cvstos" und dessen "Stolz, Russe zu sein"-Kollektion. Mit russischem Doppeladler auf dem Ziffernblatt. Kostenpunkt 20 000 Dollar das Stück. Ein Exemplar liegt schwer um Depardieus Handgelenk.

Träger dieser Uhr, vornehmlich russische Patrioten, treiben sich nach Vorstellung der Schweizer Firma vor allem in zwielichtigen Räumen herum und hauen auch mal mit der Faust auf den Tisch, so macht es jedenfalls Depardieu. Der Rumms im Video unterstreicht die freundliche Einladung, doch am 17.Dezember bei der Präsentation der Uhr im Hotel "Vier Jahreszeiten" auf dem Roten Platz zu sein. Der russische Patriot sagt nicht Bitte.

Schauspielerisch ist Depardieu durchaus überzeugend. Doch was spricht er da? Russisch? Von einem der stolz ist Russe zu sein, sollte Putin doch erwarten dürfen, dass er die Sprache perfekt beherrscht. Der Franzose liest den sehr einfachen russischen Text ab: "Liebe Freunde, liebe Landsleute." Die Betonung: französisch verweichlicht statt Putin-hart. Hotel heißt "Gostiniza" und nicht "Gostnitze" möchte man als jemand rufen, der des Russischen halbwegs mächtig ist.

Ist der Spot der Schweizer womöglich als Parodie zu verstehen? Das wissen wohl nur die Marketing-Strategen und Depardieu allein. Der kann wirklich froh sein, dass Putin noch nicht den CSU-Vorschlag entdeckt hat, wonach Ausländer zuhause gefälligst die Landessprache sprechen sollen.

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