Süddeutsche Zeitung

Frankreich:Hollande begnadigt verurteilte Mörderin

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Der französische Präsident lässt Jacqueline Sauvage freikommen, die ihren gewalttätigen Mann nach 47 Jahren Ehe erschossen hatte. Der Fall bewegt Frankreich seit Jahren.

Der französische Präsident François Hollande hat die wegen Mordes an ihrem gewalttätigen Ehemann verurteilte Jacqueline Sauvage begnadigt. Sie komme damit sofort frei, teilte der Élyséepalast in Paris mit. Der Fall sorgt in Frankreich seit Jahren für großes Aufsehen.

Seit 12. September 2012 ist Sauvage in Haft. Ihr Mann hatte sie an diesem Tag verprügelt, wie so oft in ihren 47 Jahren Ehe. Doch dieses Mal holte Sauvage die Jagdflinte und drückte drei Mal ab. Ihr Mann war sofort tot, die Täterin geständig. Seither kämpfen die Töchter, die der alkoholkranke Vater ebenfalls über Jahre geschlagen und vergewaltigt hatte, für ihre Mutter. Sauvages Sohn hatte sich am Abend vor der Tat aus Verzweiflung über den Vater erhängt.

Hunderttausende unterschrieben die Petition für ihre Freilassung

In Frankreich wird der Fall seither heftig diskutiert, Sauvage wurde zu einem Symbol für Opfer von häuslicher Gewalt. Gegen ihre Verurteilung zu zehn Jahren Gefängnis protestierten viele Politiker, Künstler und Frauenorganisationen. Hunderttausende unterschrieben eine Petition für ihre Freilassung.

Bereits Ende Januar hatte Hollande der Frau eine Teilbegnadigung gewährt, damit sie einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung stellen konnte. Dieser wurde aber von den Gerichten abgewiesen. Der Richter hatte bemängelt, Sauvage sehe sich zu sehr als Opfer und zeige zu wenig Reue.

Anfang Dezember baten ihre Töchter den Staatschef um eine vollständige Begnadigung. Dem gab Hollande nun statt. Der Staatschef sei zu dem Schluss gekommen, dass "der Platz von Madame Sauvage heute nicht mehr im Gefängnis, sondern bei ihrer Familie ist", erklärte ein Élysée-Sprecher. "Das ist ein sehr, sehr großes Glück", sagte ihre Tochter Carole Marot am Mittwoch dem Sender Franceinfo.

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