Frankreich:Kardinal wegen Vertuschung von Missbrauch verurteilt
Ein französisches Gericht spricht den Erzbischof von Lyon schuldig, die Taten eines Priesters gedeckt zu haben. Der Kardinal sagt, er wolle den Papst bitten, ihn zu entlassen.
In Frankreich ist der Erzbischof von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin, wegen Missbrauchsvertuschung zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Ein Gericht in Lyon sprach ihn schuldig, einen katholischen Priester gedeckt zu haben, der Kinder und Jugendliche missbraucht haben soll. Die Anwälte des Kardinals kündigten an, gegen das Urteil vorgehen zu wollen. Barbarin erklärte, er wolle den Papst bitten, ihn zu entlassen. Er werde ihn "in einigen Tagen" aufsuchen und seinen Rücktritt einreichen.
Die Vorsitzende Richterin Brigitte Verney erklärte, die Schuld des 68-jährigen Erzbischofs beziehe sich auf sein Schweigen zu einem Fall von Missbrauch ab dem Jahr 2014. Die Staatsanwaltschaft hatte weiter zurückliegende Vorwürfe für verjährt erklärt. Neben Kardinal Barbarin standen noch fünf weitere katholische Geistliche vor Gericht.
Der Lyoneser Priester Bernard Preynat soll zwischen 1986 und 1991 Dutzende Jungen im Pfadfinderlager missbraucht haben. Ihm steht ein eigenes Verfahren noch bevor. Der französische Film "Grâce à Dieu" ("Gelobt sei Gott") hatte das Thema auf der diesjährigen Berlinale aufgegriffen.