Süddeutsche Zeitung

Euthanasie:Sterbehilfe-Fall erschüttert Frankreich

Seit Jahren hatte die Mutter von Vincent Humbert für das Recht ihres Sohnes gekämpft, sterben zu dürfen. Jetzt hat sie ihn selbst getötet.

Kurz nach der Sterbehilfe seiner Mutter ist der schwerstbehinderte Vincent Humbert am Freitag im nordfranzösischen Berck-sur-Mer gestorben.

Angesichts des Krankheitsbildes des 21-Jährigen hatten die Ärzte zuvor entschieden, die "therapeutischen Maßnahmen einzustellen", teilte das Team mit, das den jungen Mann seit drei Jahren betreut hatte. Das Vorgehen der Mutter hat in Frankreich die Debatte über die verbotene Sterbehilfe neu entfacht. Die 48-Jährige hatte die Tat vorher angekündigt.

Seit einem schweren Autounfall vor drei Jahren war Vincent Humbert an allen Gliedern gelähmt, fast blind und konnte nicht mehr sprechen. Am Mittwoch hatte die Mutter versucht, ihm den Wunsch zu sterben zu erfüllen und eine giftige Substanz in die Infusionsflüssigkeit gemischt. Ein Arzt hatte ihr Vorgehen bemerkt und eingegriffen. Der 21-Jährige lag seitdem im Koma.

Justizminister Dominique Perben sprach sich am Freitag dafür aus, beim gerichtlichen Vorgehen gegen die Mutter "mit der größtmöglichen Menschlichkeit vorzugehen". Sozialminister François Fillon tritt für eine Debatte um eine Gesetzesänderung in der Sterbehilfe ein.

"Als Mitglied der Regierung kann ich es nicht befürworten, dass das Gesetz gebrochen wird", aber die Mutter könne stolz darauf sein, den Anstoß zu einer neuen Diskussion gegeben zu haben, sagte Fillon.

Im Dezember 2002 hatte sich Humbert an Präsident Jaques Chirac mit der Bitte gewandt, ihm den Tod zu ermöglichen. Gesundheitsminister Jean-François Mattei lehnte Sterbehilfe damals allerdings ab.

(sueddeutsche.de/dpa)

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