Süddeutsche Zeitung

Verschwundene Emanuela Orlandi:Vatikan lässt zwei Gräber öffnen

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Seit Jahrzehnten ranken sich Gerüchte und Verschwörungstheorien um ein italienisches Mädchen. Emanuela Orlandi, Tochter eines Vatikan-Hofdieners, kam 1983 nach der Musikschule nicht nach Hause. Bis heute ist unklar, was mit der damals 15-Jährigen passierte. 36 Jahre nach ihrem mysteriösen Verschwinden lässt der Vatikan nun zwei Gräber auf dem deutschen Pilgerfriedhof beim Petersdom öffnen. Damit soll überprüft werden, ob die Leiche von Emanuela Orlandi möglicherweise auf dem Gebiet des Vatikanstaats bestattet wurde, wie aus einer Erklärung von Vatikansprecher Alessandro Gisotti am Dienstag hervorgeht.

Die Gräber sollen am 11. Juli unter anderem im Beisein von Anwälten der Familienangehörigen des verschwundenen Mädchens und Vertretern der in den Gräbern bestatteten Personen geöffnet werden. Der Familie von Orlandi war ein Hinweis gegeben worden, demzufolge Emanuela womöglich auf dem Campo Santo Teutonico innerhalb der Vatikan-Mauern begraben worden sein könnte. Angehörige hatten den Vatikan daraufhin aufgefordert, ein Grab auf dem Friedhof zu öffnen.

Im vergangenen Oktober waren bei Bauarbeiten in der Vatikanbotschaft menschliche Knochen entdeckt worden, die schnell in Zusammenhang mit Orlandi gebracht wurden. DNA-Tests ergaben dann aber, dass die Knochen auf einen Zeitraum zwischen 90 und 230 nach Christus zu datieren sind.

Nach Orlandis Verschwinden war die Spekulation aufgekommen, die römische Mafia, die "Banda della Magliana", habe Emanuela verschleppt, getötet und in einem Friedhof vor der Stadt bestattet. Es gab auch einen konkreten Hinweis, wo sie liegen sollte. Die Justiz ließ eine Leiche ausgraben und analysieren, es stellte sich heraus, dass es die Gebeine eines Mafia-Bosses waren. Später hieß es, der KGB habe eine Rolle gespielt beim Verschwinden des Mädchens, dann die CIA oder die sizilianische Mafia. Und es gibt bis heute die Vermutung, dass Emanuela sexuell missbraucht worden sei, möglicherweise von Herrschaften der Kirche. Nichts konnte je nachgewiesen werden, 2015 hatte die italienische Justiz den Fall dann zu den Akten gelegt.

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