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Ein Anruf bei ...:Michael Fuchs, dessen Kneipe "Pumuckl" hieß. Bis jetzt

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30 Jahre lang störte niemanden, dass die Kneipe diesen Namen trug. Nun musste sich der Wirt einen neuen Namen suchen.

Interview von Martin Zips

Die Heilbronner Bierkneipe "Pumuckl" existiert seit 30 Jahren, vor fünf Jahren hat sie der aus dem Oberbergischen Land stammende Wirt Michael Fuchs, 53, übernommen. Zwei Pumuckl-Bilder an der Wand und ein Schriftzug über der Tür waren als Reminiszenz an den Kobold gedacht. Doch nun hat Fuchs seine Kneipe umbenannt.

SZ: Herr Fuchs, seit wann genau kennen Sie den Pumuckl?

Michael Fuchs: Ach, mit dem bin ich doch schon aufgewachsen. Ich hatte einige Pumuckl-Kassetten und habe auch die Fernsehserie mit Gustl Bayrhammer als Meister Eder immer geschaut. Die Streiche des Kobolds, seine Möglichkeit, sich unsichtbar zu machen, die Ruhe des Schreinermeisters und die Stimme von Hans Clarin - das hat mich alles total fasziniert. Und die Geschichten waren, wie soll ich sagen, ungeheuer menschlich.

Vor einigen Jahren dann wurden Sie Pächter der Gaststätte "Pumuckl".

Ja, ich bin ja gelernter Hotelfachmann und arbeite schon mein ganzes Leben in der Gastronomie. Die Kneipe heißt schon seit drei Jahrzehnten so und ist vor allem in der Dart-Szene bekannt. Man riet mir also, den Namen beizubehalten. Aber jetzt habe ich "Pumuckl" in "Fuchsbau" umbenannt. Ich will ja keinen Ärger.

Wie kam es dazu, Herr Fuchs?

Nach dem Tod der Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut 2015 sind die Rechte an ihre Erben übergegangen. Und die wollten von mir bis Ende Oktober 3000 Euro Strafe rückwirkend für das vergangene Jahr. Ich habe denen gesagt, dass ich das sehr schade finde, weil die Kneipe ja schon lange so heißt, und dass ich mit dem Kobold direkt kein Geld verdiene. Zudem hatte ich mich als erster bei denen gemeldet und gefragt, ob die Nutzung des Namens in Ordnung geht.

Und dafür wurden Sie bestraft?

Die 3000 Euro habe ich nach dem warmen Sommer Ende Oktober jedenfalls nicht gehabt. Ich habe gefragt, ob ich die Strafe vielleicht in Raten zahlen könnte. Seitdem warte ich auf eine Antwort von der Anwältin. Wissen Sie, ich habe Angst, dass ich nun eine Schadensersatzforderung im fünfstelligen Bereich bekomme. Die Kneipengastronomie läuft nicht mehr so gut wie früher. Und auch die neuen "Fuchsbau"-Schilder kosten mich Geld.

Da haben die Pumuckl-Erben ja noch einiges zu tun: In Deutschland gibt es zum Beispiel Pumuckl-Läden, Pumuckl-Kindergärten und sogar einen Pumuckl-Autoservice.

Klar, auch so kann man Geld verdienen. Ich kann ja verstehen, dass man was haben möchte von der Figur, an der man die Rechte hat. Und auch die Anwältin macht nur ihren Job. Aber als Bierkneipe bieten wir doch weder einen Pumuckl-Teller an, noch verkaufen wir irgendwelche Pumuckl-Figuren. Ich sag mal so: Ohne Ratenzahlung ist die Geldforderung für mich existenzbedrohend.

Meister Eder ging ja oft und gerne auf ein Bier in die Gaststätte. Hätten Sie Ihr Lokal vielleicht besser in "Meister Eder" umbenennen sollen?

Nee, nee. Da können die mich auch abmahnen. Ich meine, früher hätte man einfach mal miteinander geredet und sich menschlich geeinigt. Aber heute, da werden gleich die ganz großen Geschütze aufgefahren.

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Quelle:
SZ vom 27.11.2018
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