Süddeutsche Zeitung

Feuerschutz:Warum Krankenhäuser Gefahrenzonen sind

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Von Kerstin Lottritz

Die Spuren der Nacht sind auch am Tag danach auf Bildern noch deutlich zu sehen. Türen und Wände der internistischen Station im Marienhospital in Düsseldorf sind schwarz vom Ruß. Am späten Montagabend ist hier in einem Patientenzimmer ein Feuer ausgebrochen, das sich rasch in fünf darüber liegende Stockwerke ausbreitete. Ein 77 Jahre alter Patient kam dabei ums Leben. Nach Angaben der Feuerwehr lag er im Nachbarzimmer und starb an einer Rauchgasvergiftung. Insgesamt sind 19 Menschen verletzt worden, vier davon befinden sich in Lebensgefahr. Sie kamen zur Behandlung in andere Krankenhäuser - unter anderem in eine Aachener Spezialklinik.

Ein Feuer in einem Gebäude ist immer eine Gefahr und oft eine Tragödie, aber besonders tragisch ist ein Feuer an einem Ort, an dem hilflose, alte oder kranke Menschen liegen. Ein Ort wie ein Krankenhaus. Müssten also nicht gerade solche Orte besonders sicher sein?

Demenzerkrankungen erhöhen Brandgefahr

Erst Mitte August war bei einem Brand in einer Klinik in Mönchengladbach ein Patient gestorben. Ende Juli kam ein Patient in einer Lungenklinik in Köln-Merheim bei einem Feuer ums Leben. Der "bvfa - Bundesverband Technischer Brandschutz e.V." zählte allein in diesem Jahr bereits 34 Brände in Krankenhäusern. Dabei wurden 79 Menschen verletzt, sieben kamen ums Leben.

Tatsächlich sind Krankenhäuser und Pflegeheime besonders brandgefährdet. Das liegt zum einen an der technischen Einrichtung der Häuser, aber auch - besonders in Pflegeheimen - am Alter und an häufig verbreiteten Demenzerkrankungen der Bewohner. Die Gefahr, dass hier jemand ein Feuer verursacht, etwa weil er oder sie eine Kerze umstößt, ist naturgemäß höher. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisiert daher auch den aus ihrer Sicht ungenügenden Brandschutz in deutschen Kliniken und Pflegeheimen.

Auch der bvfa bemängelt, dass es in vielen Einrichtungen noch immer keine automatische Löschanlage gebe. "Sprinkleranlagen verhindern, dass das Feuer auf andere Räume übergreift", sagt Wolfram Krause, der Geschäftsführer des bvfa. In modernen Krankenhäusern werden sie in der Regel eingebaut. Betreiber von älteren Häusern würden aber oft aus Kostengründen die Nachrüstung scheuen. Die Anlagen seien besonders wichtig für die kritische Phase, in der noch keine Feuerwehr am Unglücksort ist, sagt Krause. Untersuchungen haben ergeben, dass es 14 Minuten nach Ausbruch eines Brandes beinahe schon zu spät ist für Rettungsmaßnahmen im betroffenen Krankenzimmer.

Erst kürzlich umfangreich renoviert

Im Düsseldorfer Marienhospital dauerte es etwa eine Stunde, bis die Feuerwehr den Brand gelöscht hatte. Eine durch starke Hitze geplatzte Sauerstoffleitung im Zimmer hatte das Feuer zwischenzeitlich wieder entfacht. Die Ursache ist derzeit noch unklar. "Die Spurenlage ist desaströs", sagte ein Polizeisprecher. "Von dem Zimmer ist nichts mehr übrig." Die Patienten, die in dem Zimmer lagen, in dem das Feuer ausgebrochen war, konnten noch nicht befragt werden. Als Brandursache komme sowohl fahrlässige Brandstiftung als auch ein technischer Defekt infrage. Die Station war erst vor wenigen Tagen nach einer umfangreichen Renovierung neu eröffnet worden.

Die Feuerwehr war zunächst von 72 Verletzten ausgegangen, was der unübersichtlichen Lage geschuldet war. Einige Patienten wurden auf einem Parkplatz direkt vor der Klinik behandelt. Laut Feuerwehr versorgten die Rettungskräfte "100 betroffene, unverletzte Menschen vor und im Krankenhaus". Sie brachten die Patienten sowohl über das Treppenhaus als auch von außen über Drehleitern aus dem Gebäude heraus in Sicherheit.

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Quelle:
SZ vom 11.09.2019
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