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China:Bauarbeiter reißen Klinik in China bei laufendem Betrieb ab

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Ärzte, Krankenschwestern und Patienten mussten fliehen

In Zentralchina haben Bulldozer überraschend einen Teil eines Krankenhauses und die angrenzende Leichenhalle niedergerissen - und dabei mehrere im Haus tätige Mitarbeiter verletzt. Das teilte das betroffene Krankenhaus Nr. 4 an der Universität von Zhengzhou in der Provinz Henan mit. Die Regierung im Bezirk Huiji sagte indes, Arbeiter hätten vor dem Abriss am Donnerstag sichergestellt, dass niemand in dem Gebäude sei. Zudem sei das Krankenhaus zuvor vergeblich aufgefordert worden, einen Trakt und das Leichenhaus selbst abzureißen, hieß es in der Erklärung der Regierung.

Medienberichten zufolge hielten sich Ärzte, Krankenschwestern und Patienten jedoch sehr wohl in den Räumen auf und mussten fliehen. "Ich war gerade mit Röntgen beschäftigt, der Abrisslärm war schauerlich", sagte der Leiter der Radiologie, Liu Chunguang, dem staatlichen Fernsehsender CCTV. "Mein Patient saß neben mir, schrie aus Angst vor einem Erdbeben und rannte davon." Bilder vom Ort des Geschehens zeigten mehrere Räume mit eingestürzten Decken und Löchern in den Wänden sowie massenweise Schutt.

Sechs Leichen im Seziersaal seien außerdem unter dem Schutt begraben worden, was für besondere Empörung sorgte. Zudem entstand nach Angaben des Krankenhauses beträchtlicher Sachschaden. Insgesamt sei medizinisches Gerät im Wert von gut 550.000 Euro zerstört worden, hieß es auf CCTV.

Streit um Straßenausbau

Geplant ist an der Stelle der Ausbau einer Straße. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, das Krankenhaus beschuldige die Lokalregierung, den Teilabriss angeordnet zu haben, nachdem es keine Einigung über die geplante Straßenerweiterung gegeben habe.

Der Zwangsabriss ist ein verbreitetes Problem in China, weil örtliche Regierungen unter anderem Bauprojekte vorantreiben wollen, um die Wirtschaft in Schwung zu halten.

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SZ.de/AP/AFP/dayk
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