Süddeutsche Zeitung

Capital Bra:Rapper in Lebensgefahr?

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Angeblich planen zwei Clans den aktuell erfolgreichsten deutschen Musiker zu entführen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt zumindest wegen einer Bedrohung für Capital Bra.

Von Max Sprick

Musikalisch gerade ausnahmsweise keine ganz so gute Zeit für Capital Bra, könnte man meinen. Der Rapper, über den gerne gesagt und geschrieben wird, er habe mehr Nummer-Eins-Hits als die Beatles (obwohl man das Dank Streaming heute und Plattenverkäufen damals nicht vergleichen kann), scheint gerade etwas hinterher zu hinken. Der Rap-Emporkömmling Apache 207 nimmt in den deutschen Charts momentan die Rolle ein, die sonst Capital Bra reserviert war: Zehn Songs von Apache 207 finden sich in den Top 50. Von Capital Bra (der eigentlich Vladislav Balovatsky heißt) sind es gerade mal zwei, obwohl der 24-Jährige sonst verlässlich Spitzenplatzierungen liefert. Aufmerksamkeit kann Capital Bra also ganz gut gebrauchen. Aber vielleicht nicht so.

"Rapper in Lebensgefahr", titelt die Bild-Zeitung in Großbuchstaben. Libanesische und tschetschenische Clans sollen Capital Bra angeblich bedrohen und erpressen, die Polizei eine konkrete Gefahr für das Leben des Rappers sehen.

Klingt also so, wie Capital Bra sonst rappt. Zum Beispiel in einem Video, das der Rapper am Dienstag auf Instagram postete. "Sie haben gesagt, sie warten vor der Tür mit Ballermann (...)", posaunt er da. "Sie haben gesagt, sie wollen mich f***en, wenn ich nicht bezahle." Er aber habe "keine Angst vor Arabern".

Ob er sich damit auf die angeblichen Erpressungspläne bezieht, bleibt unklar, Capital Bra lässt auf SZ-Anfrage mitteilen, er stehe aktuell nicht für ein Gespräch zur Verfügung. Die Berliner Staatsanwaltschaft verweist am Telefon auf ihre Mitteilung bei Twitter. Darin bestätigt die Behörde, dass sie aktiv geworden ist: "Es wird bei der Staatsanwaltschaft Berlin ein Ermittlungsverfahren wegen versuchter räuberischer Erpressung zum Nachteil des Rappers ,Capital Bra' geführt." Einzelheiten veröffentliche man derzeit nicht.

Der Rapper war also wohl tatsächlich bei der Polizei, was wiederum einer gewissen Ironie nicht entbehrt. Anfang des Jahres hatte er, der einst mehrere Jugendstrafen verbüßte, das Label von Bushido verlassen, mit der Begründung, dieser arbeite mit der Polizei zusammen, was nicht mit Capital Bras Vorstellung kompatibel sei. Bushidos "Team" sei nun die Polizei, sagte er damals.

Diese Trennung soll nun auch der Hintergrund für Erpressungs- und Entführungsvorhaben sein. Der Bild zufolge hätten zwei Clans ihm geholfen, sich von Bushidos Label loszulösen. Dafür sollen sie jetzt Geld und Beteiligungen fordern.

Möglich, dass die ganze Geschichte allein dazu dient, Aufmerksamkeit zu erhaschen. Die bekommt Capital Bra mit seinen Millionen von Followern, ausverkauften Tourneen und Nummer-1-Hits aber sowieso. Auch möglich also, dass an der Gefahr wirklich was dran ist. Capital Bra dürfte gut beraten sein, die Polizei nun zu seinem "Team" zu zählen.

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Quelle:
SZ vom 22.11.2019
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