Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Ruhe sanft in Tinte

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In ihrer Trauer werden manche Hinterbliebenen immer erfinderischer: Eine Britin verarbeitet die Asche ihres Hundes zu Tätowierfarbe.

Von Alexander Menden

Das klassische Begräbnis ist aus vielerlei Gründen keine Selbstverständlichkeit mehr. Manchen Hinterbliebenen ist es zu teuer, anderen zu wenig umweltfreundlich oder zu ritualisiert. Gottlob schafft der Markt Abhilfe und bietet immer mehr Alternativen, solange man mit der Einäscherung des Verstorbenen einverstanden ist. Man kann die Asche etwa in einen Feuerwerkskörper einarbeiten und als Silvesterrakete am Himmel verglühen lassen. Man kann sie zu Diamanten pressen und als Ring tragen oder sie zu einer künstlichen Koralle formen und Teil eines Meeresriffs werden lassen, das Fischen neuen Lebensraum bietet.

Oder man macht es wie Robyn Moscrop aus Birmingham. Die 27-jährige Hundemutti war untröstlich, als Bronson, ihr dreijähriger Bullterrier, unerwartet starb, wie News24 berichtet. Nachdem er eingeäschert worden war, verriet eine Mitarbeiterin des Tierkrematoriums Robyn, dass man Bronsons Asche mit Tinte vermischen und als Tätowierfarbe verwenden könnte. Eine Fügung des Schicksals wollte es, das Robyns Freund George selbst Tattoo-Künstler war. So begab es sich, dass George seiner Freundin in achtstündiger Arbeit ein wunderbar lebensechtes Bullterrier-Porträt auf den Arm nadelte.

"Als ich es dann sah, war ich wirklich gerührt, ich musste weinen", sagte Robyn Moscrop der Sun. Manchmal rede sie sogar mit dem Hund auf ihrem Arm, und es sei, als spreche sie mit Bronson selbst. Gibt es etwas Schöneres, als wenn ein Dahingeschiedener so buchstäblich Teil seines eigenen Gedenkens wird? Besser wird es vielleicht nur noch durch das Detail, auf das die trauernde Britin selbst hinweist: "Ich kann es nie verlieren oder verlegen, es ist immer da. Er ist jetzt immer bei seiner Mutti."

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