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Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs:Bill Cosby erneut verklagt

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Nach der "Me too"-Bewegung bietet ein neues Gesetz im US-Bundesstaat New York die Möglichkeit der Klage bei zuvor verjährten Vorwürfen sexualisierter Gewalt. Fünf Frauen gehen nun gerichtlich gegen den US-Komiker und Schauspieler vor.

Bill Cosby wird von fünf Frauen wegen Sexualdelikten verklagt. Ein neues New Yorker Gesetz ("New York Adult Survivors Act") hat die zuvor geltende Verjährungsfrist für solche Klagen aufgehoben und bringt nun den bekannten amerikanischen Schauspieler und Komiker in neue rechtliche Schwierigkeiten.

Die Klage, die am Montag eingereicht wurde, richtet sich auch gegen NBCUniversal Media, das die Cosby Show und A Different World ausstrahlte. Dem Unternehmen wird Fahrlässigkeit vorgeworfen, weil es angeblich in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren die Augen bewusst zugedrückt haben soll, wenn es um Cosbys Verhalten ging.

Zu den Klägern gehören zwei Frauen, die in den beliebten Fernsehserien mitgewirkt haben. Lili Bernard behauptet, Cosby habe sie unter Drogen gesetzt und vergewaltigt, bevor er ihr gedroht habe, sie auf die schwarze Liste der Branche zu setzen, falls sie sich wehrt; Eden Tirl behauptet, sie sei regelmäßig gezwungen worden, an Produktionstagen mit Cosby allein in seiner Garderobe zu Mittag zu essen, und er habe sie bei einer dieser Gelegenheiten sexuell missbraucht. Bei den meisten Vorfällen in der Klage geht es darum, dass Cosby angeblich seine beliebten Fernsehsendungen nutzte, um junge aufstrebende Schauspieler in sein Umfeld zu locken.

Cosby habe regelmäßig "Frauen unter Drogen gesetzt, damit er mit ihnen ohne ihre Zustimmung sexuelle Handlungen vornehmen konnte, Frauen vergewaltigt, Frauen gewaltsam berührt und/oder Frauen gezwungen, ohne ihre Zustimmung sexuelle Handlungen mit ihm vorzunehmen", heißt es in der Klage.

Cosby bestreitet die Vorwürfe - der Sender schweigt

Cosby, 85, hat die Vorwürfe stets bestritten. "Die Klage ist keine Überraschung, da die Gesetzgeber der Bundesstaaten weiterhin Verjährungsfristen abschaffen", sagte Cosbys Anwältin Jennifer Bonjean in einer per E-Mail versandten Erklärung. "Wir werden jeder einzelne Anschuldigung, die gegen Herrn Cosby erhoben wird, energisch entgegentreten."

Jen Friedman, eine Sprecherin von NBCUniversal, reagierte bisher nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.

2017 hatten mehr als 60 Frauen dem Schauspieler sexualisierte Übergriffe unterschiedlicher Art vorgeworfen. Der Entertainer hatte auch diese Vorwürfe stets zurückgewiesen. Fast alle Fälle kamen im Zuge der Me-too-Bewegung ans Licht und waren verjährt, strafrechtlich relevant war nur ein Fall von 2004 wegen sexueller Belästigung einer Mitarbeiterin der Temple University. 2018 war Cosby dann in diesem Fall wegen sexueller Nötigung zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Im Juni 2021 wurde Cosby jedoch aus dem Gefängnis entlassen, nachdem seine Verurteilung vom höchsten Gericht Pennsylvanias aufgehoben worden war. Der Grund: ein Verfahrensfehler. Cosby kam auf freien Fuß, bis dahin hatte der Schauspieler zwei Jahre und neun Monate einer Gefängnisstrafe von zehn Jahren abgesessen.

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