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Betäubungsmittel:Kanadas Westen steckt im Drogen-Albtraum

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Die Kanadier scherzen immer, in Vancouver könne man von Rocky Mountains direkt ins Meer rutschen. Viele halten die Stadt darum für eine der attraktivsten Nordamerikas.

Doch Vancouver hat eine dunkle Seite: Die große Zahl an Menschen, die an Drogen sterben. Am Donnerstag waren es allein in Vancouver neun Menschen, in der Provinz British Columbia insgesamt 13. Die meisten von ihnen hatten offenbar die Droge Fentanyl zu hoch dosiert. Es ist das Opioid, an dem im April auch der Musiker Prince starb.

"Das sind hoffnungslose Zeiten für Vancouver und es ist schwer, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen, wenn wir noch nicht die Talsohle erreicht haben", sagte Bürgermeister Gregor Robertson.

Tatsächlich ist die Zahl der Drogentoten enorm gestiegen - in ganz British Columbia. Allein in den ersten zehn Monaten des Jahres starben dort bereits 622 Menschen an Drogen - es ist die höchste Zahl der vergangenen 30 Jahre - mithin seit Erfassen der Statistik. Zum Vergleich: 2015 lag die Zahl noch bei 510 Menschen, im Jahr davor bei 370. Im laufenden Jahr könnten mehr als 750 Menschen an Drogenmissbrauch sterben, befürchten Experten nach Angaben der Zeitung Globe and Mail. Bislang gingen in diesem Jahr 60 Prozent der Fälle auf einen Missbrauch von Fentanyl zurück.

Zunehmend wird wohl auch das noch gefährlichere Carfentanyl verwendet. Normalerweise wird es genutzt, um Wildtiere zu betäuben, weil die Wirkung bereits nach Sekunden eintritt.

Kanada und das Nachbarland USA kämpfen seit einigen Monaten gegen den rasant steigenden Missbrauch von Fentanyl. Fentanyl macht stark abhängig und soll einhundert Mal stärker sein als Morphium. In der Medizin wird es als Schmerzmittel eingesetzt. Nur zwei Milligramm pures Fentanyl - das entspricht etwa vier Salzkörnchen - können für einen Erwachsenen tödlich sein.

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SZ vom 19.12.2016/hgn
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