Süddeutsche Zeitung

Berlin: Überfall im U-Bahnhof:Zeuge bestiehlt schwerverletztes Opfer

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Nach einem Überfall im Berliner U-Bahnhof Lichtenberg zeigen Kamerabilder die Brutalität der jungen Schläger - und die Abgestumpftheit der Zeugen. Die meisten sahen tatenlos zu, einer stahl dem auf dem Boden liegenden Opfer sogar die Jacke.

Bei einem brutalen Überfall auf einen 30-Jährigen in einem Berliner U-Bahnhof haben zahlreiche Zeugen einem Zeitungsbericht zufolge tatenlos zugesehen. Mehrere Menschen hätten die Tat beobachtet, berichtete die Berliner Zeitung. Einer davon habe einen Rettungswagen gerufen, die meisten hätten aber tatenlos zugeschaut, wie der Malergeselle zusammengeschlagen und getreten wurde, heißt es weiter in dem Bericht. Ein Zeuge habe dem regungslos am Boden Liegenden sogar die Jacke gestohlen.

Das Opfer war am vergangenen Freitag gegen Mitternacht auf einem U-Bahnsteig so lange misshandelt worden, bis es bewusstlos und lebensbedrohlich verletzt am Boden liegenblieb. Der Mann liegt derzeit noch im Koma, sein Zustand ist weiter kritisch. Ein Kollege des Opfers wurde ebenfalls attackiert, konnte jedoch fliehen und kam mit leichten Verletzungen davon.

Die mutmaßlichen Angreifer, vier junge Männer im Alter von 14 und 17 Jahren, konnten festgenommen werden. Sie sind geständig und sollen einem Haftrichter vorgeführt werden. Ermittelt wird wegen versuchten Raubmordes.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, die Verdächtigen hätten in ihren Vernehmungen eine Tötungsabsicht bestritten. Die aus Ex-Jugoslawien, dem Irak und Kenia stammenden Jugendlichen gaben demnach an, sie hätten sich von "Sieg Heil"-Rufen der Maler provoziert gefühlt. Diese Aussage werteten die Ermittler allerdings als Schutzbehauptung und "taktische Absprache". Es sei nicht bekannt, dass die beiden überfallenen Männer zur rechtsextremen Szene gehörten. Der Stadtteil Lichtenberg galt lange als Hochburg der Neonazis.

Die verdächtigen Jugendlichen sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft bisher nicht durch Gewalttaten aufgefallen. "Dem 30-jährigen Opfer geht es weiter sehr schlecht, er kann noch nicht befragt werden", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Die Polizei war durch Auswertungen der Überwachungskameras des U-Bahnhofs auf die mutmaßlichen Täter aufmerksam geworden. Ermittler hatten dann den 17-Jährigen an einer Lichtenberger Schule ausfindig gemacht, nachdem ihn Polizeibeamte der Operativen Gruppe Jugendgewalt anhand von Beweisbildern identifiziert hatten.

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