Süddeutsche Zeitung

Brandstiftungen in Berlin:Brennende Autos, Nacht für Nacht

Lesezeit: 2 min

Die vierte Nacht in Folge haben Unbekannte in mehreren Berliner Stadtteilen Autos in Brand gesteckt. Die Bilanz diesmal: Elf Fahrzeuge brannten aus, sieben weitere wurden durch die Feuer beschädigt. Ein Ende des Vandalismus ist nicht abzusehen - die Polizei befürchtet nun vermehrt auch Nachahmungstäter.

Sind die Brandstiftungen politisch motiviert - wie die Polizei vermutet? Oder stecken hinter den Feuern gar Jugendliche, die auf fragwürdige Weise ihren Mut erproben? Während heftig über die Hintergründe der Serie von Auto-Brandstiftungen in Berlin spekuliert wird, haben die vierte Nacht in Folge in mehreren Stadtteilen der Hauptstadt Fahrzeuge gebrannt.

Insgesamt wurden in der Nacht zum Freitag elf Autos angezündet, zwei weitere Versuche blieben vergeblich. Zudem wurden nach Angaben der Polizei sieben Fahrzeuge durch Feuer in Mitleidenschaft gezogen. Seit der Nacht zum Dienstag sind damit durch Brandstiftungen und übergreifende Flammen in der Hauptstadt 67 Fahrzeuge ganz oder teilweise beschädigt worden.

"Eine schwere Straftat"

Über die Motive der Brandstiftungen gibt es bei der Polizei unterschiedliche Einschätzungen. Neben politischen Anschlägen gebe es auch zunehmend Nachahmungstäter, hieß es.

Der Berliner Grünen-Bundestagsabgordnete Hans-Christian Ströbele glaubt indes nicht an einen politischen Hintergrund für das Gros der Brandanschläge auf Autos. Es handle sich womöglich eher um so etwas wie Mutproben für die Täter. "Das scheint mir eine Art Prestigegerangel zu sein zwischen denen, die das machen, und der Polizei", sagte Ströbele am Freitag in der ARD. Der Grünen-Politiker betonte die ernsten Konsequenzen, die den Tätern drohten: "Das ist eine schwere Straftat, die auch verfolgt werden muss", sagte er.

Zumindest in Bezug auf ein Feuer der vergangenen Nacht scheint Ströbeles Einschätzung eines nicht-politischen Hintergrunds zuzutreffen. In Schmöckwitz im Osten der Stadt stand ein Schrottplatz teilweise in Flammen: Dort wurden sechs Autos angezündet, weitere sechs wurden beschädigt. Die Polizei sicherte Einbruchsspuren.

Etwas später fingen in der Nähe zwei weitere Autos Feuer. Die Beamten gingen in diesem Fall von Brandstiftung aus, der auf den ersten Blick in das Muster der vergangenen Nächte passe. Dasselbe gelte für eine Brandstiftung in Moabit. Dort stand gegen 1:15 Uhr ein Auto auf einem Hinterhof in Flammen, ein weiteres wurde beschädigt. Kurz nach 3:00 Uhr brannte es dann auch in Neukölln-Rudow: Ein geparktes Mittelklasse-Auto stand in Flammen.

Bereits vor Mitternacht war ein Auto in Kreuzberg angezündet worden. Hierbei handele es sich um eine Brandstiftung mit völlig anderen Motiven, denn das hochwertige Cabriolet sei als gestohlen gemeldet. Das Feuer sei zudem ins Innere des Wagens gelegt worden. Am frühen Freitagmorgen wurde dann versucht, in Charlottenburg ein hochwertiges Auto anzuzünden.

Seit der Nacht zum Dienstag haben Polizei und Feuerwehr in Berlin immer wieder mit nächtlichen Brandstiftungen an Autos zu kämpfen. Bislang konnten die unbekannten Täter erfolgreich flüchten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1132708
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/Reuters/jobr
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.