Süddeutsche Zeitung

Atomkraftwerk Fukushima:Japaner verlassen erweiterte Evakuierungszone

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Vor knapp vier Wochen hatte die Regierung mehr als 10.000 Bürger aufgefordert, ihre Häuser im größeren Umkreis von Fukushima- 1 zu verlassen. Nun machen sich die ersten auf den Weg. Das Abpumpen von hochradioaktivem Wasser geht weiter.

Der Betreiber der Atomruine von Fukushima, Tepco, will nun auch mit dem Abpumpen von hochradioaktiv verseuchtem Wasser aus dem Turbinengebäude von Reaktor 3 beginnen.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Jiji Press soll das Wasser in eine Entsorgungsanlage für Atommüll auf dem AKW-Gelände gebracht werden. Es war offenbar aus dem Reaktor ins Tiefgeschoss des Gebäudes gesickert. Es wird geschätzt, dass sich im Turbinengebäude des Meilers Nummer 3 rund 22.000 Tonnen verseuchte Brühe angesammelt haben.

Aus dem Turbinengebäude des Reaktors 2 wird bereits strahlendes Wasser herausgeholt. Bislang seien in Meiler 2 von anfangs rund 25.000 Tonnen etwa 5550 abtransportiert worden, hieß es unter Berufung auf Tepco. Insgesamt sollen 10.000 Tonnen in die Entsorgungsanlage gepumpt werden. Daneben bauen Arbeiter zusätzlich Behelfstanks für schwach verstrahltes Wasser. Bis Ende des Monats sollen dadurch zusätzliche Kapazitäten von 28.000 Tonnen entstehen.

Unterdessen befindet sich ein riesiges Tankfloß auf dem Weg nach Fukushima, es soll voraussichtlich in ein bis zwei Wochen vor Ort eintreffen. Es kann bis zu 10 Millionen Liter an radioaktiv verseuchtem Wasser aufnehmen. Das Floß wurde in einer Werft in Yokohama für den Einsatz an der Atomruine umgebaut.

Die Brennstäbe in Reaktor 1 der Atomruine waren offenbar schon 16 Stunden nach dem Riesenbeben am 11. März zum größten Teil geschmolzen. Das teilte Tepco nach Angaben japanischer Nachrichtenagenturen mit. Durch das heiße Gemisch aus Metall und Brennstoff im Boden des Reaktorbehälters sollen Löcher entstanden sein, wodurch der Reaktorbehälter nach Einschätzung eines mit der Krise befassten Regierungsberaters nicht wie geplant zur Kühlung mit Wasser geflutet werden konnte.

Unterdessen verließen die ersten Bürger einer erweiterten Evakuierungszone um die Atomruine ihre Häuser. Der Bürgermeister der Stadt Kawamata verabschiedete am Sonntag rund 50 Bewohner mit Babys und Kleinkindern mit den Worten: "Ich weiß, dass Sie besorgt sind, aber wir werden die Schwierigkeiten gemeinsam bewältigen". Furakawa überreichte den Bürgern Schlüssel für öffentliche Wohnungen außerhalb des Stadtgebietes, in denen sie bis auf weiteres wohnen werden.

Die Regierung hatte am 22. April die Bewohner eines Teils von Kawamata und Minamisoma sowie der Städte Iitate, Katsurao und Namie aufgefordert, sich innerhalb etwa eines Monats in Sicherheit zu bringen. Grund ist die Sorge, dass sich die Strahlenbelastung dort innerhalb eines Jahres auf über 20 Millisievert anreichern könnte. Davon betroffen sind insgesamt rund 10.500 Menschen. Die Städte liegen außerhalb der 20-Kilometer-Sperrzone um das Atomkraftwerk Fukushima -1. Diese darf nur noch mit staatlicher Sondergenehmigung und unter Sicherheitsauflagen betreten werden.

Am Wochenende war ein Leiharbeiter in dem schwer beschädigten japanischen Atomkraftwerk zusammengebrochen und gestorben. Tepco erklärte, der über 60 Jahre alte Mann sei beim Tragen von Ausrüstung kollabiert. Die Todesursache sei nicht bekannt. Im Körper des Toten sei keine gefährliche Belastung mit Radioaktivität gemessen worden. Unternehmenssprecher Naoyuki Matsumoto, sagte, der Mann habe bei der Arbeit in einem Entsorgungsgebäude einen Strahlenschutzanzug, Handschuhe und Atemschutz getragen. Er hatte erst einen Tag zuvor die Arbeit in dem Kraftwerk aufgenommen.

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dpa/AFP/cag
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