Süddeutsche Zeitung

50 Jahre Wunder von Lengede:Land unter im Erzbergwerk

Vor 50 Jahren geschah in Lengede, was niemand für möglich gehalten hatte: Nach 14 Tagen werden elf Bergmänner aus dem Erzbergwerk unter Tage gerettet. Die Geschichte fasziniert noch heute.

Vor 50 Jahren geschah in Lengede, was niemand für möglich gehalten hatte: Nach 14 Tagen werden elf Bergmänner aus dem Erzbergwerk unter Tage gerettet. Die Geschichte fasziniert noch heute. Der Tag nach dem Unglück: Am 25. Oktober 1963 laufen in Lengede die Rettungsarbeiten für die 50 noch verschütteten Bergleute an. Tags zuvor ist in den Abendstunden ein Klärteich gebrochen. 500 Millionen Liter Schlammwasser brechen an jenem Donnerstag in die Eisenerzgrube ein. Von den 129 Eingeschlossenen können sich 79 unmittelbar nach dem Unglück in Sicherheit bringen. Bei einer Suchbohrung am Freitag werden zunächst sieben weitere Kumpel gerettet.

Für die Angehörigen der Bergleute ist das Grubenunglück ein Schock. Als nach zwei Tagen noch immer zahlreiche Kumpel vermisst werden, haaben einige schon die Hoffnung aufgegeben: Am Eingang zur Zeche hängt bereits eine Liste mit den Totgesagten. Doch nicht alle wollen glauben, dass es keine Überlebende mehr gibt.

So nimmt das Wunder von Lengede seinen Lauf. Am 1. November 1963 werden drei eingeschlossene Bergleute aus 82 Metern Tiefe gerettet. Dabei kommt die sogenannte Dahlbuschbombe zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine 2,5 Meter lange und 38,5 Zentimeter breite, torpedoförmige Rettungskapsel, die 1955 beim Grubenunglück auf der Zeche Dahlbusch in Gelsenkirchen-Rotthausen entwickelt worden ist.

Bei einer Suchbohrung zwei Tage später am 3. November geschieht das Unglaubliche: Elf noch eingeschlossenen Bergmänner machen sich mittels Klopfgeräuschen an einem Bohrer bemerkbar. Nach Tagen der Ungewissheit gibt es auf einmal wieder Hoffnung. Nun setzt die Bergwerksleitung alles in Bewegung, um die Männer doch noch zu retten.

Sogar Bundeskanzler Ludwig Erhard (CDU) reist an und spricht über eine Telefonleitung zu den Eingeschlossenen. Doch bis ein geeigneter Rettungsschacht gebaut ist, dauert es noch Tage.

Erst am 7. November, 14 Tage nach dem Unglück, gelingt die Rettung der elf Überlebenden. Die riesigen Bohrer haben sich so präzise in den Bergbau hineingegraben, dass um 13.10 Uhr ein Steiger in einer Dahlbuschbombe hinabgelassen werden kann, um die Eingeschlossenen zu befreien.

Die Freude unter den Angehörigen der Überlebenden ist riesig. Im Bild: der damals 20-jährige Elektro-Installateur Adolf Herbst mit seiner Freundin.

Das Grubenunglück von Lengede ist eines der ersten Ereignisse der noch jungen Bundesrepublik, das umfangreich und weltweit massenmedial dokumentiert und verbreitet wird. 449 Journalisten reisen in den niedersächsischen Ort. Auch heute noch ist das Ereignis im kollektiven Gedächtnis der Deutschen präsent. Einen Bericht über das Grubenunglück von Lengede lesen Sie hier.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1812524
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/pauk
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.