Süddeutsche Zeitung

Würmtal:Gespenst aus einer anderen Welt

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Ehrung für Zwi Katz beim Gedenkzug zur Erinnerung an den Todesmarsch von Dachau

Von Martin A. Klaus, Würmtal

Zum "Tag für Zwi Katz" erklärt hat Friedrich Schreiber, Vorsitzender des veranstaltenden Vereins "Gedenken im Würmtal", den diesjährigen Gedenkzug zur Erinnerung an den Todesmarsch von Dachau bereits zum Auftakt in Gräfelfing. Zwi Katz, begründete er, sei nicht nur Teilnehmer des ersten Gedenkzuges 1998 gewesen, sondern habe in all den Jahren immer wieder Vorträge an den Schulen im Würmtal gehalten. Es waren die Schüler, die an den vier Mahnmalen, die der Gedenkzug passierte, Katz betont in den Mittelpunkt stellten und bei den Feiern jeweils Ausschnitte aus Zwi Katz' Erinnerungen "Von den Ufern der Memel ins Ungewisse" lasen. Zuvor war Katz bereits zum Ehrenvorsitzenden des Vereins ernannt worden. In seiner Dankansprache erinnerte er daran, dass er im Zuge des Dachauer Todesmarsches 1945 "halb verhungert und verzweifelt" diesen Weg gegangen sei, "wie ein Gespenst aus einer anderen Welt".

Insgesamt etwa 300 Würmtaler, darunter viele Jugendliche, begleiteten den Gedenkzug zwischen Lochham und Gauting ebenso wie - neben Katz - drei weitere Überlebende des Todesmarsches, die mit Angehörigen aus Israel angereist waren. Als Gäste nahmen auch Professor Hubertus von Pilgrim, Schöpfer des Todesmarsch-Mahnmals, und die frühere Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, Barbara Distel, teil.

Bei der Feier am Gräfelfinger Mahnmal erinnerte Bürgermeisterin Uta Wüst an den Todesmarsch. Sie würdigte die Teilnahme der jungen Generation am Gedenktag, weil diese die Erinnerung daran weiter trage. Gleichzeitig warnte sie: "Die Werte, die wir gemeinsam schützen müssen", seien in dieser Zeit gefährdet.

Die zentrale Feier fand traditionsgemäß am Planegger Mahnmal statt, wo sich auch Bürgermeister Heinrich Hofmann ausdrücklich bei Zwi Katz bedankte, besonders für "die Spuren, die Sie bei uns hinterlassen haben". Gestaltet wurde die Feier vom Kinderchor der katholischen Kirche St. Elisabeth.

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Quelle:
SZ vom 02.05.2016
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