Süddeutsche Zeitung

Wettkampf:Ein Kraftsport nur für Männer

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Während der Gaißacher Festwoche wird die 57. Deutsche Meisterschaft im Fingerhakeln ausgetragen

Von Lisa Fey, Gaißach

Josef Hartl, Vorsitzender des Fingerhakel-Vereins Isargau, hakelte bis 2000 selbst. Mit dem Titel Deutscher Meister im Leichtgewicht beendete er seine Karriere. Der Grund? Rheuma in den Fingern. "Nicht durchs Hakeln!", betont Hartl. Bei der Meisterschaft, die jetzt in Gaißach ausgetragen wird, ist Hartl unter den begeisterten Zuschauern.

Der Veteranenverein Gaißach lädt ein zur Jubiläumsfestwoche von Donnerstag, 11. August, bis Montag, 15. August. Gefeiert wird anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Vereins. Das Highlight der Woche ist die 57. Deutsche Meisterschaft im Fingerhakeln am Montag, 15. August. Dort messen 140 Teilnehmer die Kräfte ihrer Mittelfinger. Aus dem Isargau nehmen 20 Hakler teil. Der Fingerhakel-Verein in Gaißach wurde 1957 zur Förderung und Erhaltung des bayerische Heimatsports gegründet. Er hat heute 280 Mitglieder.

Die Fingerhakler werden in vier Gewichtsklassen, drei Altersklassen und in zwei Jugendklassen unterteilt. Frauen dürfen nicht teilnehmen. Das hat der Landesverband festgelegt. Hakler bis 70 Kilogramm Körpergewicht zählen zu der Kategorie Leichtgewicht, Teilnehmer bis 80 Kilogramm starten in der Klasse Mittelgewicht, als halbschwere Fingerhakler gelten Männer bis 90 Kilogramm. Hakler, die ein Körpergewicht von über 90 auf die Waage bringen, gehören zu der schweren Gewichtsklasse. Eine weitere Unterteilung folgt in Teilnehmer bis 40, bis 55 und über 55 Jahre. Die jüngsten Fingerhakler aus dem Isargau-Verein sind 15 Jahre alt. Sie treten in der Jugendklasse bis 18 Jahre an. Sind die jungen Hakler über 21 Jahre alt, hakeln sie in den entsprechenden Gewichtsklassen. Die Konkurrenz bei den Junioren sei sehr stark. "Die Jungen starten lieber im Leichtgewicht", sagt Hartl.

Den seit 2007 ungeschlagenen Deutschen Meister im Schwergewicht, Josef Utzschneider, wird der Fingerhakel-Verein Isargau wohl nicht über den Tisch ziehen können. Hartl sagt, sein Verein sei in der Mittelgewichtsklasse besonders stark. Als Favoriten gelten dort unter anderem Mark Margreiter und die Brüder Josef und Georg Brandhofer. Letzterer, 22 Jahre alt, war zuvor schon bei den Junioren erfolgreich. 2011 war er Deutscher Meister. Sein Bruder Josef wurde 2015 vor Margreiter Bayerischer Meister im Mittelgewicht.

Ursprünglich hakelten die Gegner in diesem Sport direkt an ihren Mittelfingern. Mittlerweile ziehen sie von zwei Seiten an einem Lederriemen. Auf die Frage nach der Verletzungsgefahr sagt Hartl, am häufigsten seien Abschürfungen der Hornhaut. Das sei aber eine Verletzung, die schnell wieder abheile, erklärt der ehemalige Hakelmeister. Es sei, "wie wenn ein Kind hinfällt und sich aufschürft". Nach zwei Tagen sei alles wieder gut. Beschwerden, die zum Beispiel die Kapsel oder Sehnen und Bänder betreffen, träten selten auf. Die Verletzungsgefahr beim Fingerhakeln sei mit der beim Fußballspielen nicht zu vergleichen, erklärt der Vereinsvorsitzende.

Wer am Montag in Gaißach mithakeln möchte, muss sich um 9 Uhr anmelden. Von 10 Uhr an heißt es dann: "Beide Hakler, fertig, zieht!"

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SZ vom 11.08.2016
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