Süddeutsche Zeitung

Weltreise im Barocksaal:Musikalisch unterwegs

Lesezeit: 2 min

Beim Benefizkonzert in Benediktbeuern geht es um einen guten Zweck: Um die beste Unterhaltung für das Publikum. Und für den Verein zur Förderung der Jugendarbeit fällt dabei auch noch etwas ab.

Von Cornelius Zange, Benediktbeuern

Vom Tölzer Land nach Nepal, Südamerika und in die Südstaaten der USA: Gut 100 Besucher haben am Samstagabend im prunkvollen Barocksaal des Klosters Benediktbeuern eine musikalische Weltreise erlebt. Zum zehnten Mal veranstaltete der Verein zur Förderung der Jugendarbeit in Benediktbeuern und Bichl sein jährliches Benefizkonzert. Dieses Mal waren der bayerische Liedermacher Christian Jungwirth, Weltmusiker Gulââb und das Rhythm-and-Blues-Duo San2 und Sebastian Schwarzenberger vertreten.

"Es ist mir eine Ehre, hier sein zu dürfen", sagte Christian Jungwirth. Er eröffnete den Abend mit eigenen Stücken, die er auf Bairisch zur Gitarre vortrug. Mal gezupft, mal geschrammelt, spielte er spaßige Lieder beispielsweise übers Skifahren und Stücke, in denen er von seinem Problemen und Wünschen erzählte. Das alles machte er, passend zum Namen seines aktuellen Albums, mit "Vui Gfuih". Der 25- jährige Liedermacher und Kinderbuchautor überzeugte durch die Ehrlichkeit seiner Lieder. Zudem erzählt er zu jedem Lied, wie es entstanden ist und was er sich dabei gedacht hat, und das machte seinen Auftritt umso unterhaltsamer.

Die einzigartige Spielart von Gulââb ist jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis. Wer während seines Auftritts die Augen schloss, war sich sicher, mindestens zwei Gitarristen zu hören. Mit vollem Körpereinsatz holte er Töne und Geräusche aus seinem Instrument, die man von einer Gitarre eigentlich nicht kennt. Bei ihm ist sie gleichermaßen Rhythmus- und Melodieinstrument. Mit wirbelnden Flamenconummern über ein altes Lied der Inka aus Peru oder ein nepalesisches Liebeslied spielte er Weltmusik im reinsten Sinne des Wortes. Gegen Ende seines Sets begleiten ihn seine Frau Brigitte und seine jüngere Tochter Sarah bei jeweils zwei Liedern. Stürmisch applaudierten die Zuhörer, schon nach seinem ersten Stück "El loco", einer Eigenkomposition in der er das Feedback beschreibt, das man bekommt, wenn man als Bayer Weltmusik auf seine eigene Art interpretiert. "Normalerweise dehnen wir die Zugaben so lange aus, bis das Publikum nicht mehr kann", sagte Gulââb. Allerdings komme ja noch jemand. Deswegen verabschiedet er sich nach einer Stunde. Den nächsten Auftritt hat Gulââb mit seinen Töchtern und seiner Frau am Sonntag, 10. Mai, in der Geretsrieder Petruskirche.

Nach zwei Akteuren mit Konzertgitarren kamen zum Schluss Western- und Dobro-Gitarre zum Einsatz. San2 und Sebastian Schwarzenberger, die als letztes spielten, haben ihre musikalische Heimat an nur einem Ort: In den Südstaaten der USA. Sie spielten traditionellen Delta-Blues und Soul. Und das, wie es sich gehört, in Jeans, schwarzem Hemd und Pomade im Haar. Noch vor einem halben Jahr schafften sie es in der TV-Sendung "Rising Star", die gesamte Jury und 88 Prozent des Publikums zu überzeugen. Am Samstagabend überzeugten sie mindestens 99 Prozent der Zuhörer. Einer der Höhepunkte ihres Sets war klar Robert Johnsons "Sweet Home Chicago". Wie einst die Blues Brothers bewiesen auch sie, dass man mit einem gut 90 Jahre alten Song auch heute noch ein paar Leute vom Stuhl reißen kann.

San2, Sänger und Mundharmonikaspieler des Duos, stand die ganze Zeit im lockeren Dialog mit dem Publikum. Er animierte zum Mitsingen oder Mitschnippen und weil sein Cajon, eine Art Sitztrommel, beim letzten Auftritt zu Bruch gegangen war, kam das Publikum sogar zu einem Schnippsolo. Zudem erzählt er, dass sein Name noch aus seiner Zeit als Graffitisprayer stammt: "Als ich Musik wurde, musste ich nicht viel Werbung machen, weil mein Name schon an vielen Wänden stand."

Das Publikum war in den gut drei Stunden von Anfang bis Ende bestens unterhalten. "Eine gute Mischung", nennt es ein Zuhörer und auch Rudi Mühlhans vom Förderverein zeigte sich motiviert für ein elftes Benefizkonzert im nächsten Jahr.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2453017
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 27.04.2015
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.